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Wochenrückblick #52

Einkaufs-Notstand

Die lückenlosen Brückentage, worüber sich Arbeitnehmer freuen, das war für unsere Einkaufs-Logistik ein Gräuel. Auf den Zweiten Weihnachtsfeiertag folgte der Sonntag, mithin hatten drei Tage die Geschäfte geschlossen. Und das unter den verschärften Rahmenbedingungen, dass wir zwei zusätzliche Übernachtungsgäste zu verpflegen hatten, unsere studierende Tochter aus Freiburg und den Bruder meiner Ehefrau, der über Weihnachten seinem Behindertenwohnheim den Rücken kehrte. Unser Essensplan, den wir Zutat für Zutat abhakten, war ein kleineres Problem. Das größere Problem sahen wir darin, inwieweit wir alle spezifischen Wünsche unserer vergrößerten Familie, die auf sechs Personen angewachsen war, beim Einkaufen berücksichtigt hatten. Heiligabend in aller Frühe. Das erste zaghafte Tageslicht hatte sich noch nicht gegen die Umklammerung der Nacht durchgesetzt. Die hell erleuchtete Front des LIDL strahlte in die Dunkelheit hinein. Ich hakte unsere letzten Einkäufe ab, Kopfsalat, Roséwein, Porreestangen waren aber Fehlanzeige. Ich rief meine Frau auf der Arbeit an, da wir ein dickes Paket tiefgefrorenen Porree in unserem Gefrierschrank bevorrateten. War O.K. Sie fasste nach, ob wir alle Wünsche unserer vergrößerten Familie abgedeckt hätten. Mit meiner lauten Stimme dröhnte ich in den LIDL hinein: „Den Einkaufs-Notstand, drei Tage lang nichts einkaufen zu können, werden wir überleben. Hoffentlich.“ Mir war es gelungen, die Aufmerksamkeit von anderen Einkaufenden auf mich zu ziehen. Köpfe drehten sich um. Ein Ehepaar, um die sechzig, lächelte mich an. Ihre Köpfe nickten leicht. Wahrscheinlich war es ein Akt der Solidarität beim Einkaufen, dass direkt vor Weihnachten gewisse Szenarien durch den Kopf gingen, auch wirklich an alles gedacht zu haben.

unser Tannenbaum

Heiligabend

Lange Zeit wähnte ich mich in Sicherheit, dass alles nach Plan verlaufen würde. Den Weihnachtsbaum hatten wir gemeinsam ausgesucht, kein Streit und Zank, dass der Baum zu groß, zu klein, zu dicht, zu dürr, zu schmal, zu ausladend, zu schwer, zu licht oder zu teuer ausgefallen war. Mit dem verkaufsoffenen Sonntag am 20. Dezember hatten wir unsere Geschenke vervollständigt. Alles war auch hübsch und liebevoll eingepackt, alles war blitzblank, aufgeräumt, eingekauft, doch am Nachmittag des Heiligabend mussten wir Zähne knirschend kapitulieren. Wir hatten auf unserer Planung nicht den Ausfall meiner Ehefrau einkalkuliert, dass sie durchgängig – vormittags von Sonntag bis Heiligabend – arbeiten musste. Das ließ sich irgendwann nicht ausgleichen. Es fehlten ein paar Teile zum Anziehen, weil sich der Wäscheberg gestapelt hatte. In dem Gästezimmer, das noch für meinen Schwager hergerichtet werden musste, herrschte pures Chaos, als sei eine Bombe eingeschlagen. Und etliche Handgriffe waren für das Essen noch vorzubereiten. Aus dem Kloßteig Klöße formen – das dauerte. Gnadenlos marschierte der Uhrzeiger auf halb fünf Uhr zu, und das Zeitfenster schloss sich unweigerlich, um in der Weihnachtsmesse um 17 Uhr noch einen halbwegs akzeptablen Platz zu erobern. In der vollgestopften Messe unterzugehen, das wollten wir uns lieber ersparen. Also verzichteten wir darauf – erstmals seit rund zehn Jahren. Salat putzen und waschen, gekochte Kartoffeln klein schneiden. Wir ließen uns Zeit, ließen die LIDL-Ente in der Alu-Folie in Ruhe 35 Minuten garen. Nach dem Abendessen wanderte das Geschirr geordnet in die Spülmaschine. Um 20 Uhr war es schließlich so weit: Bescherung. Eine Uhrzeit, so spät, wie wir sie sonst nie erreicht hatten, und das ohne Weihnachtsmesse. Ein etwas komisches Gefühl. Die Szenen bei der Übergabe der Weihnachtsgeschenke waren so herzlich wie sonst. Dem Familienerlebnis haben die Umstände keinen Abbruch getan.

unser Terminkalender

Messe am Zweiten Weihnachtsfeiertag

Seine Dankesworte vergaßen niemanden. Weder den Lektor, noch die Küsterin, den Organisten und die Messdiener. Besonders herzlich erwähnte unser Pastor in seinem zinnoberroten Gewand die drei Nonnen aus Nigeria, deren schwarzer Habit nur wenig mit deren schokoladenbraunen Hautfarbe kontrastierte. Die Messe am Zweiten Weihnachtsfeiertag war vorbei, das Schlusslied war gesungen. Inspiriert und auch etwas stolz blickte ich auf die Messe zurück, zu der unser kleines Mädchen neue Verbindungen geschaffen hatte, weil sie zu den Messdienern gehörte. Die beiden Weihnachtsbäume erstrahlten im Chor mit ihrem hellen Licht, die Krippe vor dem Altar war eine kurze Andeutung an die viel größere Krippe vor dem Ausgang. Die Messe war eine echte Alternative zum Heiligabend, die wir ja mit der Heiligabendmesse verpasst hatten. Kein Gedrängele, kein Geschiebe, keine Panik, sich auf einem der restlichen Stehplätze zusammen quetschen zu müssen. Klar und übersichtlich, wie die Anzahl der Kirchenbesucher, war auch die Botschaft. Der Heilige Stephan. Der erste Märtyrer der Kirche. Die Apostelgeschichte, die sich an das eigentliche Lukasevangelium anschließt. Unser Pastor begann die Biografie des Heiligen Stephan damit, dass er einen Drittklässler zitierte. Die Kommunion wolle er nicht, wobei er auf das Kreuz mit dem gekreuzigten Christus zeigte. Im Umfeld des Islamischen Staates nannte unser Pastor Beispiele, wie Christen systematisch verfolgt wurden, etwa ein 14-jähriger, der lebendig begraben wurde, weil er sich dem muslimischen Glauben verweigerte. Ich lernte, dass mit dem Heiligen Stephan der Typ des christlichen Märtyrers geboren wurde. In der Nachfolge der Apostel predigte und missionierte Stephan. Im 1. Jahrhundert predigend, wirkte das Toleranzedikt des römischen Kaisers Konstantin erst deutlich später, nämlich ab 313, so dass die Römer die Christen systematisch verfolgten. So blieb es nicht aus, dass der Heilige Stephan vor einen Rat von Schriftgelehrten gezerrt wurde, der nicht anders reagierte wie der Islamische Staat gegenüber Andersgläubigen. Da der Heilige Stephan an seinem christlichen Glauben festhielt, wurde er gesteinigt. Während seiner Steinigung rief er noch: „Herr ich rechne den Steinigern ihre Sünden nicht an.“ Unser Pastor resümierte, dass der Drittklässler gar nicht so schieflag mit seiner Vision.

Kirchturm unserer Pfarrkirche St. Dionysius im Dunklen

„Wilsberg“ und „der Bulle von Tölz“

Kevin allein zu Haus, der Polar-Express, das Wunder von Manhattan mit Richard Attenborough – das Fernsehprogramm ist rund um das Weihnachtsfest gar nicht einmal so schlecht bestückt. Oftmals staune ich, wie einfallsreich und lustig Filme und Geschichten rund um das Weihnachtsfest gemacht sind. Indes ist mein persönlicher Weihnachtslieblingsfilm leider kaum noch zu sehen: Wir sind keine Engel mit Humphrey Bogart, Peter Ustinov und Aldo Ray. Drei aus dem Gefängnis ausgebrochene Verbrecher stranden an Heiligabend an einer Insel im Pazifik und mischen das Leben in einer Familie auf, die einen Kolonialwarenladen betreibt. Ihr misstrauischer Vetter vermiest ihnen das Weihnachtsfest, weil er unangemeldet auftaucht und ihre Geschäftsbücher prüfen will. Die drei Sträflinge wechseln ihre Seiten zum Guten und tun ihr bestes, um den peniblen und nervigen Vetter kaltzustellen, damit das Weihnachtsfest in geruhsamen und besinnlichen Bahnen ablaufen kann. Ungewollt vollbringt Adolf, die Giftschlange, ihr Werk und beißt zu: der Vetter konfisziert die Tasche der Sträflinge, in der sich Adolf befindet, wobei er den Hinweis auf den gefährlichen Inhalt der Tasche ignoriert. An den Weihnachtsfeiertagen habe ich zwei Krimisendungen von „Wilsberg“ und „der Bulle von Tölz“ gesehen, deren Format nicht ganz so hochklassig war wie „Wir sind keine Engel“, aber immer noch einfallsreich. Bei Wilsberg führte ein Weihnachtsbaum auf die Spur der Täter. Auf dem Dachgepäckträger ging dieser quer durch Münster auf Tätersuche, bis Wilsberg & Co in einem abgelegenen Fabrikgelände schließlich den Täter stellen konnten. In „der Bulle von Tölz“ wurde gar der Weihnachtsmann ermordet. Im Endeffekt ging es um Grundstücke, deren Wert infolge Altlasten gesunken waren, um ein gleichzeitig mit dem Weihnachtsmann verschwundenes und wieder aufgefundenes Baby, um Spielschulden und um Erpressung, wobei der Erpresser in das Kostüm eines Weihnachtsmannes geschlüpft war.

Ottfried Fischer, der Bulle von Tölz

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