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die Düne von Tannenbusch

Unglaublich lange muss man zurückblicken, als der Rhein unentschieden vor sich her fließen konnte. Auf 100.000 Jahre kann man ganz grob das Alter des Rheins datieren, als der Flusslauf auf dem europäischen Kontinent den Durchbruch durch das Mittelrheintal schaffte. Bis dahin hatte das Rheinische Schiefergebirge den Weg nach Norden versperrt, nun hatte sich dieses aufgefaltet und wieder gesenkt, so dass der Rhein in all seinen spektakulären Kurven, Schleifen und Windungen dort daher fließt, was man gemeinhin zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt hat.

Ab Bonn, in der Niederterrasse der Köln-Bonner-Bucht, hatte der Rhein Alternativen des Flussverlaufs. Nichts war dort eindeutig, denn der Rhein verzweigte sich gleich in mehrere Rheinarme, bis weit vor die Hänge des Vorgebirges. In Zeiten von Normaltemperaturen bildete sich eine fette Schicht fruchtbaren Lößbodens zwischen den Rheinarmen. In der letzten Eiszeit, das war vor 11.500 Jahren, überschwemmte das abschmelzende Eiswasser die Niederterrasse mit Sand, Kies und Hochflutlehm.

Als wieder Normaltemperaturen herrschten, verdichtete sich der angeschwemmte Sand zu verheerenden Sandstürmen, die mit denjenigen in Wüstenregionen vergleichbar gewesen sein mussten. Der Sand türmte sich zu Dünen auf, die im rechtsrheinischen Bereich das Gelände der Wahner Heide formten. Das flache linksrheinische Gebiet zergliederte der Rhein mit seinen Flußarmen. Davon trocknete der Rheinarm von Bonn über Buschdorf nach Hersel aus, und so hinterließen die nach-eiszeitlichen Sandstürme in diesem Flußbett einen Dünenstreifen, der sich so mächtig gewesen sein musste wie diejenigen an der Nordsee.

Eine Düne in der Stadt, das ist in der Tat eine Einmaligkeit in der Siedlungsgeografie. Die Düne, die wohl einst acht Kilometer lang gewesen war, konnte auf ein stolzes Alter von 11.500 Jahren datiert werden. Dabei bedienten sich die Physiker des sogenannten Lumineszenzverfahrens, welches radioaktive Strahlung in den Sand aussendet und das Alter aus der Leuchtkraft der Sandpartikel zurück rechnet.

Eine Siedlung rund um eine Düne ? Die Entstehungsgeschichte des Stadtteils Bonn-Tannenbusch liest sich höchst ungewöhnlich. Bis in das 18. Jahrhundert gehörte die Düne zum Jagdrevier der Kölner Kurfürsten, bis zum Ersten Weltkrieg diente diese den Husaren als Übungsgelände. 1933 entstand dann nach den Richtlinien der damaligen Reichsregierung "im Wege der Selbst- und Nachbarschaftshilfe eine vorstädtische Kleinsiedlung". Gelegen dicht neben der Düne, am heutigen Paulusplatz, waren dies die ersten zwanzig Häuser für arbeitslose Handwerksfamilien. In der Nachkriegszeit wuchs der Stadtteil Tannenbusch rasant – und fraß sich immer weiter in die Düne hinein. Da Bauland in der Großstadt knapp war, wurde die Düne zum Teil des Bebauungsplans erklärt - mit Ausnahme des erhöhten Teils der Düne. So pflanzten sich Mietwohnungen, Mehrfamilienhäuser, Reihenhaussiedlungen und einige nicht allzu hübsch aussehende Hochhäuser in die sandige Landschaft hinein, so dass die Düne auf etwas weniger als sieben Hektar schrumpfte.

In den Zeiten von Umweltschutzbewegungen lenkte die Stadt Bonn 1989 ein und stellte die Düne unter Naturschutz. Als die Düne den Status eines Naturschutzgebietes erhielt, wurde allen bewusst, wie wenig von der natürlichen Dünenvegetation übrig geblieben war. Zugewuchert mit Birken, Mischwald, Robinien, war sie als Düne nur zu erkennen, weil sie ein paar Meter höher über den umliegenden Wohnsiedlungen verlief. Meterhohes Gras und ein undurchdringliches Gestrüpp von Brombeeren bedeckte die Sandflächen.

Nach 2002, als die Universität Bonn das Projekt „Silbergras“ gestartet hatte, widmete man sich etwas intensiver den Sandflächen. Nachdem viele Helfer all den Sand von Unkraut und Gestrüpp befreit hatten, stellten sie auf einer kleinen Fläche die Urgestalt der Düne wieder her. Getreu dem Projektnamen, hat sich das Silbergras auf der Sandfläche dort rasant vermehrt. Dazu hatten die Botanik-Experten die versteckten Exemplare ausbuddelt, im Botanischen Garten der Universität Bonn aufgepäppelt, wo sie sich fleißig vermehrten, und wieder auf die Düne zurück verpflanzt. Um die anderen seltenen Pflanzenarten zu erkennen, dazu fehlt mir der Durchblick durch das Beiwerk von Dünenpflanzen. Feld-Beifuss, Sandsegge, Kleines Filzkraut oder Kleiner Vogelfuß, die Gegenstand des Projektes sind, werden genauso im Botanischen Garten der Universität gehegt und gepflegt. Womöglich haben sie den Weg auf die Düne zurück gefunden.

Schon die Straßenbezeichnung „An der Düne“ dokumentiert im Ortsbild von Tannenbusch die Einmaligkeit der Siedlung. Beim Spaziergang durch die Düne von Tannenbusch wähne ich mich zunächst in einem Waldgebiet, welches mit seiner Geschlossenheit in einer Großstadt überrascht. Der Sand- und Kiespfad schlängelt sich in Bögen und Wendungen über die Düne. Totholz verrottet am Wegesrand, so manche Baumspitzen zieren weiße Blütenkränze von Robinien. Nachdem Grasflächen vor dichten Reihen von Mischwald dominieren, überraschen die blanken und kaum von Spuren durchzogenen Sandflächen. Sorgfältig durch ein Holz-Geländer abgesperrt, reihen sich die störrischen Büschel des Silbergrases aneinander. So hat die Düne ihre Einzigartigkeit nicht verloren. Eine Insel mitten in der Großstadt.

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