Street Food und "Bonn leuchtet"
Unsere Entscheidung fiel spontan, nachdem wir am Vorabend Thitas Post auf Facebook gelesen hatten. Streetfood diesmal vor der Haustüre in Bonn, wo am Sonntag jede Menge los war. Ab 13 Uhr war verkaufsoffener Sonntag, dazu die Aktion „Bonn leuchtet“, die sich seit mehreren Jahren profiliert hatte.
Thitas Plan in Facebook, welche Stände wo auf dem Münsterplatz vertreten waren, war perfekt und wegweisend. Vor der Häuserreihe zur Münsterkirche, so ziemlich mittendrin, war sie als Stand Nummer 30 zu finden. Da die Parkplätze im Zentrum alle dicht waren, parkten wir am Museum König und nahmen die U-Bahn-Linie 16 bis zur Haltestelle Universität/Markt. Von dort aus schritten wir am Eckgebäude des Kurfürstlichen Schlosses vorbei, ein Stück weiter auf dem Münsterplatz hatten sich die Street Food-Stände versammelt. Dort warteten nicht nur die Erlebnisgastronomie der Street Food-Stände auf ihre Besucher, sondern unter anderem Winzer von der Ahr oder Bierspezialitäten aus Belgien, auf dessen Bierpavillon die Fahne von Stella Artois flatterte, der größten belgischen Brauerei.
Einfach und problemlos, gelangten wir an der linken Reihe des Münsterplatzes zur Nummer 30, das war Thitas thailändischer Imbisswagen.
Wir waren überrascht, dass Thita alias Frau Panya, unsere thailändische Freundin, sich einen neuen Street Food-Imbisswagen zugelegt hatte. Obschon er kleiner war mit einem halbrunden Dach, machte er einen geräumigeren Eindruck als der vorherige, eckige Imbisswagen. Auf ihre Speisekarte mit thailändischen Imbissen hatte dies ohnehin keinen Einfluss. Wir waren nicht die einzigen, die Thita mit einer herzlichen Umarmung begrüßten, und wir hatten Gelegenheit, ihr die dramatischen Ereignisse der letzten Wochen zu erzählen. Diesmal aßen wir Giou Tordt, das waren mit Koriander, Austernsoße und Knoblauch gefüllte Teigtaschen. Das war echt lecker, wie der knusprige und zarte Geschmack der Teigtaschen im Gaumen zerrann. Als ich den herzhaften Geschmack in meinem Magen sacken ließ, hielt ich Thita sogar von der Arbeit ab, so dass die Warteschlange wuchs. Ich hatte sie gefragt, wieso sie es im August vom Frankfurter Museumsmeilenfest, wo wir sie vergeblich gesucht hatten, in die entgegengesetzte Richtung nach Rees am Niederrhein verschlagen hatte. In Frankfurt habe sie keinen Platz bekommen, erzählte sie, anstatt dessen hatte ihr die Lebenshilfe in Rees zu ihrem 50-jährigen Jubiläum den Stand angeboten, was eine feine Sache gewesen sei im Umfeld von Behinderten.
Bonn leuchtet:
Thitas thailändischer Imbiss (oben links), thailändische Teigtaschen (oben rechts)
"Bonn leuchtet" auf dem Münsterplatz (Mitte links), Rathaus (Mitte rechts)
Detail Rathausfassade (unten links; Copyright Wim de Vries), Eckturm Kurfürstliches Schloss (unten rechts)
Nachdem mein Schwager eine abgezählte Anzahl von Teigtaschen gegessen hatte, hatte er noch Lust auf Reibekuchen, weil sein Hungergefühl nicht nachgelassen hatte. Am Ende der Reihe vor dem Postamt bruzzelte es dann in der Reibekuchenbude, wo Qualität gleichzeitig Wartezeit bedeutete. Obschon Frau und Tochter die Wartezeit nutzten, um bei TKMaxx zu bummeln, standen wir bei ihrer Rückkehr immer noch in der Warteschlange. Immerhin: dem Schwager schmeckten die Reibekuchen großartig, und da es meinem eigenen Hungergefühl nicht anders erging, genehmigte ich mir genau auf der gegenüberliegenden Seite des Münsterplatzes im Kartoffelhaus eine Portion Kartoffelchips. Dabei konnte ich beobachten, wie dünne Scheiben von Kartoffeln in einer Maschine klein geschnitten wurden, anschließend wurden sie in einer Fritteuse knusprig gebacken. Das schmeckte klasse !
Bonn leuchtet – das Motto rund um den Münsterplatz hatten wir nebenbei, zwischen den Ständen von Street Food, wahrgenommen. Bonn leuchtete in Lichtinstallationen, deren Farbspektren von violett nach blau, von blau nach rot und von rot nach grün changierten. Das Beethoven-Denkmal erstrahlte in ungewohnten Farben, die Fassade des Postamtes wurde angeleuchtet, Baumstämme und Astwerk glänzten in grün und violett. Spotlights setzten markante Lichtstrahlen gezielt in Szene.
Nun war unsere Tochter an der Reihe, dass sich ihr nicht gestilltes Hungergefühl regte. Pancackes sollten es sein. Da wir auf dem Münsterplatz keinerlei Streed Food mit Pancakes entdeckten, trotteten wir am Kaufhof vorbei über die Remigiusstraße vorwärts zum Marktplatz, wo Thitas Plan in Facebook weitere Stände von Street Food genannt hatte. Die Auswahl war nicht so großartig, doch zum Bummeln reichte es allemal. Und ganz am Ende, zum Rathaus hinüber blickend, ein Stand mit süßen Leckereien, der gleichzeitig Crêpes, Waffeln und Poffertjes im Angebot führte – dabei beschrieben Poffertjes die Niederländische Variante der englischen Pancakes.
Während unsere Tochter aß, leuchtete Bonn weiter. Die Fassade des Rathauses erstrahlte in schillernden Farbakzenten, genauso das Kurfürstliche Schloss, welches die Universität beherbergte. Wie in höheren Himmelssphären schwebend, flankierte einer der viereckigen Ecktürme das Universitätsgebäude. Farbilluminationen aus rot und gelb strahlten in den Hohlraum hinein, während die abdeckende Kuppel im Dunkel des Abends entschwand. Auf uns eingewirkt hatte nur ein Teil des leuchtenden Bonn, doch auch dieser Ausschnitt begeisterte uns.