Landschaftspark Duisburg-Nord
Was lässt sich sinnvolles aus einem Industriedenkmal machen ? Abreißen oder koste es, was es wolle, die vor sich her rostenden Anlagen erhalten ? Anstelle dass Unkraut und Gestrüpp die einstigen Produktionsanlagen überwuchern, haben Landschaftsplaner in Duisburg-Meiderich jede Menge Gehirnschmalz hinein gesteckt, um die ausgedienten Produktionsanlagen mit einem neuem Sinn, einem neuen Inhalt und einer neuen Zweckbestimmung auszufüllen. Das Hüttenwerk Meiderich – 1901 wurde mit dem Bau des Werkes begonnen, 1903 wurde der erste Hochofen angeblasen, 1912 standen alle fünf Hochöfen der „Aktiengesellschaft für Hüttenbetrieb“ in Meiderich unter Feuer. Und zuletzt, im Jahr der Stilllegung 1985, wurde die Produktion in dem letzten von fünf Hochöfen eingestellt.
Danach wandelte sich das Schicksal des Hüttenwerkes als Denkmal und Ruine. Eine bewegte Geschichte haben die Produktionsanlagen hinter sich: 900.000 Tonnen Stahl wurden täglich in Boomzeiten hergestellt, die Hochöfen waren ein Schmelztiegel für Arbeiter aus ganz Europa, Gastarbeiter waren willkommen und begehrt, aus Eisen und Stahl wurden Kanonen und Panzer für zwei Weltkriege hergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs Europa zusammen, Handel und Absatz weiteten sich in globale Dimensionen aus. Das war schlecht für die Kohle- und Stahlindustrie. Die 900.000 Tonnen Stahl tägliche Produktion waren wiederum viel zu viel, um Abnehmer auf dem Globus zu finden. Hinzu kam, dass anderenorts in Europa und auf der Welt Eisen und Stahl günstiger produziert werden konnten, so dass der Standort Duisburg-Meiderich nicht mehr zu halten war. Die Konsequenz: 1985 wurde die Produktion im Hüttenwerk eingestellt.
Landschaftspark Duisburg-Nord - Impressionen
Wie man heutzutage im Inneren des früheren Werksgeländes herum spazieren kann, das ist genial. Jedermann und jederfrau steht das Werkstor offen. Es gibt keine Schranken und keinen Werkszaun, die Blicke fernhalten vor den gigantischen Gebilden, die diese Riesenmengen von Stahl über den Weltmarkt zirkulieren ließen. Man schrieb das Jahr 1994, als Landschaftsplaner das Projekt „Emscher Park“ in die Welt setzten. Dieses Projekt hatte sich zum Ziel gesetzt; das Industriedenkmal der Hochöfen harmonisch in die parkähnliche Landschaft entlang der Emscher zu integrieren und das Aussehen des ehemaligen Hüttenwerkes zu bewahren. Die industriellen Strukturen, die als voneinander unabhängige Systeme interpretiert wurden, sollten dabei nicht überformt werden, sondern visuell, funktional oder ideell über Gärten, Terrassen, Treppen, Landmarken oder Zeichen verbunden werden. So wurden im Umfeld des ehemaligen Hüttenwerks der Bahnpark mit den Hochpromenaden auf der oberen Ebene verknüpft, der Wasserpark auf der unteren Ebene, die vereinzelten Vegetationsfelder zwischen den Bandstrukturen von Wasser- und Bahnpark sowie Promenaden zwischen den Stadtbezirken.
All die Wucht der Industriearchitektur, die zum Freilichtmuseum geworden war, all diese technischen Utopien, welche gigantischen Produktionsabläufe der Mensch schaffen kann, beeindrucken den Betrachter. Schüler einer Schulklasse, die sich zerstreut hatte, rannten in der einstigen Abstichhalle des Hochofens hin und her, kreuz und quer, scheinbar ziellos, bis Lehrer und Aufsichtsperson sie zusammen riefen. Rentner spazierten mit ihren Hunden über die Gießhallenstraße. In luftiger Höhe vereinzelten sich Personen auf Treppenstufen, die zur Aussichtsplattform des Hochofens mit der Nummer 5 hinauf führten. Der Landschaftspark Duisburg-Nord, ein tief greifendes und einzigartiges Erlebnis.