Heiligabend 2018 - trotz diverser Ärgernisse ein Familienereignis in einer vollendeten Harmonie
Wenn die Weihnachtszeit nicht gerade Begeisterungsstürme in mir hervorruft und wenn ich mich mit den Dingen vor mir hergetrieben fühle, dann hat sich in diesem Jahr insbesondere der Heiligabend zugespitzt. Die Psychologie des Beschenkens und Beschenkt-Werdens, die dem Heiligabend innewohnt, sorgt dann trotz aller Ärgernisse für ein versöhnliches Ende. Ein Ende, auf das wir uns als Familienereignis in jedem Jahr freuen. Ein Ende, das versöhnlich ist und uns zu einem inneren Frieden finden läßt und uns näher zusammen rücken läßt.
Da wir im Vorfeld des Weihnachtsfestes – insbesondere weil die Katzen so manches durcheinander gebracht hatten – mit unseren Vorbereitungen stark in Rückstand geraten waren, war die zeitliche Taktung des Heiligabends kritisch bis sehr kritisch.
8.30 Uhr Aufstehen: da meine Frau am Wochenende des vierten Advents arbeiten musste und wir jeweils um 6.45 Uhr aufgestanden waren, erlaubten wir uns, halbwegs auszuschlafen.
8.45 Uhr Fahrt zum Bäcker, zum Haus des verstorbenen Schwiegervaters und zum Supermarkt HIT, um drei Salate, Speck, Gehacktes, frische Vollmilch und Aufkleber zu besorgen, die ich auf Geschenkumschläge aufkleben wollte.
9.30 Uhr Rückkehr zu Hause, dort versorgten wir unsere Katzen. Außer Katzenfutter musste unser Kater Rambo wegen Verdauungsproblemen anderthalb Tablette infiltriert bekommen, unser Kater Oskar erhielt eine Augensalbe auf das rechte Auge eingeträufelt, unser jüngster Kater Jumbo bekam eine Salbe auf zwei kahle Stellen der Hinterbeine gestrichen, die vielleicht von einem Pilz befallen sind. Damit Oskar fressen konnte, mussten wir ihm die Halskrause abnehmen und nach dem Fressen wieder aufsetzen, damit er sich nicht an der wunden Stelle des Schwanzes leckte, die nach seiner Verletzung immer noch nicht vollständig verheilt war. Nach dem Frühstück der Katzen frühstückten wir selbst, wobei ich im Stehen meine beiden Brote aß und Kaffee trank, da ich gleichzeitig das vorhandene Geschirr wegspülte. Anschließend entsorgten wir die Hinterlassenschaften in den drei Katzentoiletten, im Wintergarten räumten wir diejenigen Stellen frei, die noch nicht frei geräumt waren. Den in der Ecke stehenden Tannenbaum platzierten wir auf unseren Wohnzimmertisch, wobei wir ein erstes Ärgernis bemerkten. Um den Katzen möglichst wenig Zugriffsfläche zum Spielen zu bieten, hatten wir einen kleinen und eingepflanzten Tannenbaum im Baumarkt gekauft, dessen Topf von einer roten Plastikumhüllung eingefasst war. Obschon der Tannenbaum draußen gestanden hatte und obschon es ordentlich geregnet hatte, war der Regen wegen der Umhüllung nicht in die Erde gelangt, so dass der Tannenbaum sichtlich rieselte und die Tannennadeln abwarf. Unsere Katzen störte dies allerdings wenig, denn Rambo breitete sich mit seinem molligen Astralkörper erst einmal gemütlich vor dem Tannenbaum aus. Da ich kein geschicktes Händchen habe, überließ ich das Schmücken des Tannenbaums und das Arrangement der Geschenke meiner Frau. Da unsere kleine Tochter am ersten Weihnachtsfeiertag zum Messdienen eingeteilt war, musste ich mehrfach die beiden Stockwerke über die Treppe in ihr Zimmer hoch laufen. Dass um 10.45 Uhr alle Messdiener den Ablauf der Messe proben mussten, darauf musste ich unsere Tochter hinweisen. Und ich musste aufpassen, dass sie nicht allzu sehr bummelte, damit sie pünktlich sein würde.
10.40 Uhr Ich fuhr unsere Tochter zur Kirche, anschließend löste ich im Zentrum unseres Ortes neben Netto die Gewinne der Rubbel-Lose ein. Es war kein Hauptgewinn, aber über einen Zehner haben wir uns genauso gefreut. Ich machte einen erneuten Abstecher zum Supermarkt HIT, da uns eingefallen war, dass die Menge von 500 Gramm Gehacktes für das Mittag- und Abendessen nicht ausreichen würde. Bei HIT war nunmehr kaum noch ein Parkplatz zu haben, außerdem waren die Warteschlangen, nachdem ich eine Portion von 750 Gramm Gehacktes gekauft hatte, auf eine satte Länge angewachsen.
11.30 Uhr Rückkehr zu Hause, dort hatte das Schmücken des Tannenbaums mit weniger Kugeln (wegen der Katzen) eine schöne Gestalt angenommen. Die Geschenke waren prima arrangiert, und damit die Dinge weiter vorwärts gingen, beschlossen wir, dass ich mich um die Gehacktessoße kümmern sollte. Während Möhren, Zwiebeln und Paprika für die Zubereitung bereit lagen, drohte ein neues Ärgernis. Als wir die Weihnachtsbeleuchtung einschalteten, die wir extra für einen kleinen Tannenbaum gekauft hatten, tat sich nichts. Kein einziges Lämpchen brannte. Wir wechselten die Steckdose, drehten an dem einen oder anderen Lämpchen herum, doch die Lichter weigerten sich beharrlich zu leuchten. Höchst ärgerlich. Dabei hatte meine Frau die Funktionsfähigkeit der Beleuchtung nach dem Kauf geprüft. Alles leuchtete, mit Ausnahme eines Lämpchens, das wir ausgewechselt hatten. Da trotz intensiven Zuredens nichts ging, holten wir die Beleuchtung für einen großen Weihnachtsbaum aus dem Keller, welche dann auch reichlich Lichter leuchten ließ.
11.45 Uhr Abholen der Tochter von der Kirche. Nachdem im letzten Jahr dieselbe Probe weit über eine Stunde dauerte, waren in diesem Jahr die Messdiener im Handumdrehen fertig. Unsere Tochter musste bestimmt eine halbe Stunde warten, bis ich kam.
Einkäufe im Supermarkt (oben links), unser Kater Rambo unter dem Tannenbaum (oben rechts), Stella, Oskar und Jumbo schlecken Kondensmilch in der Essecke (unten links), Pfarrkirche St. Dionysius (unten rechts)
13.20 Uhr Unser Essen war gerade soweit, dass die Gehacktessoße vor sich her am köcheln war, da fragte mich meine Frau, ob wir Traubensaft gekauft hatten. Meine Frau musste am ersten Weihnachtsfeiertag im Behindertenwohnheim kochen. Dazu hatten wir bereits diverse Zutaten eingekauft, sie hatte auch den Traubensaft genannt, wozu wir eine Packung im Keller vorrätig hatten. Sie benötigte aber zwei Packungen Traubensaft. So ließ es sich nicht vermeiden, dass ich ein drittes Mal zum Supermarkt HIT fuhr.
14.00 Uhr Nachdem wir das Mittagessen beendet hatten, tranken wir eine Tasse Kaffee. Währenddessen klingelte der Schwager an unserer Haustüre, der mit dem Linienbus vom Behindertenwohnheim zu uns gefahren war. Beim Kaffee klebte ich die Aufkleber auf die drei Geschenkumschläge und beschriftete diese. Die Gestaltung der Geschenkumschläge sah nicht gerade inspirierend aus, aber in der Zeitnot musste man Kompromisse machen. Ich ging davon aus, dass die Empfänger der Geschenkumschläge sicherlich ihre Freude damit haben würden.
14.30 Uhr Panik machte sich breit. Meine Frau wollte die Weihnachtsteller mit Süßigkeiten befüllen, dabei fragte sie mich nach Äpfeln und Orangen. Bei dieser Frage entstand ein Loch in unserem Gedächtnis, da keiner von uns beiden an diese Einkäufe gedacht hatte. Fünf, sechs Äpfel hatte ich für unsere Töchter gekauft, die gerne Obst aßen, dazu ein Netz Mandarinen. Aber keine Orangen. Die Deadline von 14 Uhr war ohnehin abgelaufen, dass wir im Supermarkt einkaufen konnten. Weitere Panik machte sich breit, als wir in das Wohnzimmer schauten. Dort hatten wir weder weggeräumt noch sauber gemacht. Unsere Katzen Stella und Jumbo hatten dort ganze Arbeit geleistet, indem sie – zeitweise – wie wild entfesselt durch das Wohnzimmer gerannt waren. Insbesondere an der Eckbank sah es wüst aus, wo die beiden Vierbeiner zwischen herum liegenden Papieren herumgerannt waren und vieles auf dem Boden verstreut hatten. Die Eckbank so herzurichten, dass wir dort zu Abend essen konnten, und das Bett im Gästezimmer für unsere große Tochter machen, das waren die beiden größten Herausforderungen. Die Dinge in eine vernünftige Ordnung zu bringen und mit dem Staubsauger das Wohnzimmer zu reinigen, daran war praktisch nicht mehr zu denken.
bis 16.30 Uhr
Hastiges und unkontrolliertes Wegräumen, einiges wanderte in unseren Keller, einiges in unser Schlafzimmer, was zu entsorgen war, in die Mülltonne. Ein sorgfältiges Aussortieren, das eigentlich nötig gewesen wäre, war in der Kürze der Zeit nicht realisierbar. Wir deckten das Bett für unsere große Tochter. Bevor ich losfuhr, um unsere große Tochter vom Bonner Hauptbahnhof abzuholen, stellte ich all diejenigen Zutaten in unsere Küche, die meine Frau für die Zubereitung einer Tomatensoße benötigte.
16.40 Uhr Für unsere kleine Tochter stand ein großes Ereignis an, denn sie sang zum ersten Mal zusammen in ihrem Jugendchor. Dieser erste Auftritt sollte um 18 Uhr in der Familienchristmette in der Pfarrkirche in unserem Ort stattfinden, dazu traf sich der Jugendchor eine Stunde vorher um 17 Uhr in der Kirche. Gleichzeitig traf der Zug unserer großen Tochter von Freiburg um 16.44 Uhr am Bonner Hauptbahnhof ein, so dass nicht organisierbar war, beides gleichzeitig zu erledigen. So entschieden wir uns, unsere kleine Tochter früher zur Kirche zu fahren und unsere älteste Tochter später am Bahnhof abzuholen. So mussten die beiden Töchter jeweils 20 Minuten warten, unsere kleine Tochter auf ihre Mitstreiter im Jugendchor, und unsere älteste Tochter auf der Rückseite des Bonner Hauptbahnhofs auf mich. Bei Alnatura stünde sie, diese SMS schickte sie mir während der Autofahrt. Bei dem Baustellenchaos am Hauptbahnhof, bevorzuge ich ohnehin in solchen Fällen die Rückseite des Bahnhofs, wobei ich die Autobahnausfahrt bei Bonn-Endenich genommen hatte und über die Baumschulallee gefahren war. Und ich wusste gar nicht, dass es Alnatura an dieser Stelle gab. Wenn ich etwa einen Geschenkgutschein bei Alnatura besorgt hatte, dann war ich zur Friedrich-Breuer-Straße nach Beuel gefahren, was weitaus umständlicher war als die direkte Lage am Bonner Hauptbahnhof.
17.30 Uhr Mit der Ankunft unserer großen Tochter beruhigte sich vieles. Die Tomatensoße köchelte vor sich hin. Nicht benötige Jacken brachten wir ins Gästezimmer. Nachdem wir unsere Eckbank im Wohnzimmer so weit frei geräumt hatten, dass alle sechs Personen dort Platz finden konnten, deckte meine Frau den Ecktisch schön weihnachtlich. Die letzten Geschenke fanden ihren Platz unter dem Tannenbaum im Wintergarten.
19.05 Uhr Abfahrt zur Kirche, um unsere kleine Tochter abzuholen. Sie war begeistert, im Jugendchor in der Familienchristmesse mitgesungen haben zu dürfen. Zu Hause zählte sie diejenigen Weihnachtslieder auf, die sie im Jugendchor gesungen hatte.
19.30 Uhr Rückkehr von der Kirche, wonach wir uns ein letztes Mal ärgern durften. Unser Kater Rambo, der als Freigänger möglicherweise Dinge frißt, die er gar nicht fressen soll, hatte sich übergeben. Während ich unsere Tochter von der Kirche abgeholt hatte, hatte meine Frau unseren vier Katzen zu fressen gegeben. Das Nassfutter, welches Rambo gefressen hatte, war aus seinem Mund wieder herausgekommen und lag mitten im Wohnzimmer. Dieses mussten wir entsorgen und die Stelle schön sauber machen. Während die Maultaschen in der Gemüsebrühe garten, versorgten wir unsere Katzen mit den nötigen Medikamenten, also Oskar Augensalbe und Jumbo die Salbe für die Hinterbeine.
20.00 Uhr Essen
20.45 Uhr Bescherung
Am Ende des Tages kam ich mir so vor, als hätte sich all der Ärger in Luft aufgelöst. Auf einmal waren die Dinge ganz unkompliziert, nichts ging schief, wir hatten uns reichlich beschenkt. In einer vollendeten Harmonie waren wir im Kreis unserer Familie beisammen und wir hatten uns alle ganz schön lieb.