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Tratsch im Treppenhaus in der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln

Nach Köln zu fahren, das handhabten wir wie fast immer. Ab Zündorf nahmen wir die Straßenbahnlinie 7, die genau um 17.31 Uhr losfuhr, das hatten wir im Internet recherchiert. Alles lief nach Plan. Fünf vor halb waren wir in Zündorf, unsere Freundin erwartete uns mit ihrer Mutter, und den Zeitplan hatten wir genau getaktet. Wir hatten Karten für das Theaterstück „Tratsch im Treppenhaus“, das um 20 Uhr in der Volksbühne am Rudolfplatz begann. Um 18.02 Uhr sollte die Straßenbahn den Rudolfplatz erreichen, und nur wenige Gehminuten entfernt hatte ich um 18 Uhr im Brauhaus Pütz in der Engelbertstraße einen Tisch für unser Abendessen reserviert.

die Straßenbahnlinie 7 in Köln-Porz-Zündorf

Es sollte ein sehr schöner Abend werden, dessen Vorfreude im Brauhaus allerdings etwas getrübt werden sollte. Dass sich Brauhäuser nicht nur in der Kölner Altstadt knubbelten, das war nicht neu. In der Nähe des Rudolfplatzes hatte ich das Brauhaus Pütz im Internet gesichtet, und im Inneren stellten wir fest, dass es im Vergleich zu Brauhäusern wie Sion oder Früh einige Nummern kleiner geraten war. Der Originalität der Inneneinrichtung – Wänden aus rostbraunen Ziegelsteinen und schwere Gemälde an den Wänden – schadete dies überhaupt nicht, doch um die Uhrzeit von 18 Uhr am Samstagabend platzte das Brauhaus aus allen Nähten. Einen Tisch hatte ich für sechs Personen reserviert, allerdings überlagerte ein gehöriger Lärmpegel unsere Gespräche, die in so manchen Sätzen und Nebensätzen erstickt wurden. Mir gefiel es sehr in dem Brauhaus, doch wir hatten effektiv den falschen Zeitpunkt erwischt. Dass das Lokal überquoll mit Kneipenbesuchern, das hatte auch Auswirkungen auf die Küche. Wir warteten, warteten, warteten, nachdem wir unsere Bestellung aufgegeben hatten. Steif und fest saßen wir mit unseren Gesäßen auf den Stühlen, wir beobachteten die emsig im Dauerstress umher rennenden Kellner, doch mit Essen war nichts. Sie verteilten Kölsch an alle Gruppen und Grüppchen, die an den Holztischen die edlen Tropfen Kölsch auskosteten. Schließlich sprach ich einen Kellner an, der uns kurz darauf signalisierte: 3 Minuten. Mittlerweile waren es ein paar Minuten nach sieben Uhr, und in aller Hast und Eile verschlangen wir unser Essen.

Brauhaus Pütz

Diese Hektik war unnötig, und als wir ins Freie traten, beschleunigten wir unsere Schritte. Wir stapften vorbei an der Rückseite des Steigenberger Hotels, und einmal um die Straßenecke der Aachener Straße umgebogen, wurde uns bewusst, dass wir uns mit dem Essen Zeit hätten lassen können. Aus dem Zugang zur Volksbühne am Rudolfplatz quoll ein Menschenstrom. Bereits um 17 Uhr hatte es eine Vorstellung gegeben, die nun zu Ende gegangen war. Sogar ein Reisebus erwartete den Schwall der Zuschauer, die nach draußen drängten, so dass wir Probleme hatten, gegen den Menschenstrom zum Eingangsbereich des Theaters zu gelangen. Wie der Zufall es wollte, begegneten wir dort einer Klassenkameradin unserer Tochter, mit dessen Eltern ich einige Worte wechselte. Sie waren begeistert von der Vorstellung, die sie um 17 Uhr besucht hatten. Die Uhrzeit hatte nunmehr nicht einmal halb acht erreicht.

Unsere großen Kinder waren im Alter unserer Tochter, als wir das letzte Mal im alten Millowitsch-Theater waren, und das war locker zehn Jahre her. Damals war Peter Millowitsch noch der Inhaber des Theaters gewesen, das seit dem Jahr 1936 bestanden hatte. Inzwischen hatte sich das Millowitsch-Theater in „Volksbühne am Rudolfplatz“ umbenannt, nachdem Peter Millowitsch als Produzent und Regisseur aus Altersgründen ausgeschieden war. Nun kehrte er mit dem Theaterstück „Tratsch im Treppenhaus“ an seine alte Wirkungsstätte zurück. Das hatte uns aufhorchen lassen, und unsere gute Freundin hatten wir im Dezember letzten Jahres zu ihrem Geburtstag mit zwei Theaterkarten beschenkt.

Der Theatersaal war filigran und fein ausgestattet, so wie er in unserer Erinnerung geblieben war. Der Drang meiner Frau hatte unsere Plätze in die erste Reihe verlegt. Angemessen und kurz war unsere Wartezeit, bevor das Stück begann. In der allerersten Reihe, konnten wir unsere Beine so baumeln lassen, wie wir lustig waren.

Volksbühne am Rudolfplatz:

Eingang (oben links), Plakat zu "Tratsch im Treppenhaus" (oben rechts),

Bühne (unten links), Büste Willi Millowitsch (unten rechts)

Als Bühnenvorhang sich hob, präsentierte sich das Bühnenbild so, als sei die Zeit stehen geblieben. 1962 im Hamburger Ohnsorg-Theater uraufgeführt, lebte das Bühnenbild von der statischen Variante und der Unveränderbarkeit, so dass der Tratsch im Treppenhaus seinen Gang nehmen konnte. Im vergilbten Touch der 1950er Jahre benötigte das Geschehen im Treppenhaus nur ganz wenige Utensilien: eine Treppe, einen schmalen Flur und vier Türen, und dieses Bühnenbild sollte sich über alle Akte nicht verändern. Der Humor und das Lachen lebte von den beiden Hauptdarstellern Peter Millowitsch, der den verstockten Steuerinspektor Brummer im Ruhestand spielte, und der Klatschtante Meta Boldt, gespielt von Heidi Mahler, die es sich mit allen anderen Hausbewohnern verscherzte. Mit viel Humor führte das Theaterstück zurück in die Republik der 1950er und 1960er Jahre. Zaghafte Küsse, ein zur Sicherheit abgeschlossenes Schlafzimmer der Geliebten, Unschuld, Zurückhaltung. Mit ihrem kleinbürgerlichen Familienverhalten rauften sich die Schauspieler auf der Bühne zusammen und repräsentierten den Zeitgeist der Nachkriegszeit.

Es war ein schöner und unterhaltsamer Abend, an dem wir sehr viel gelacht hatten. Dass es ein perfekter Abend wurde, das verhinderte zum Schluss die Straßenbahnlinie 7. In der Taktung am späten Samstagabend fuhr sie alle 20 Minuten. Die eine Straßenbahn war gerade weg, die nächste Bahn fiel aus, so dass wir an die 40 Minuten am Rudolfplatz warten mussten. Das war nicht gerade prickelnd im Angesicht einer Baustelle, wo der Rudolfplatz bis zum Hahnentor im Scheinwerferlicht wie ein Schlachtfeld mit einer überdimensionalen Baugrube aussah.

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