den Tagesablauf über den Haufen geschmissen
Eine ausklingende Woche in einem Wechselbad der Gefühle. Ende März war bei der Arbeit so eine Art Zahltag, denn die Höhe der Zielerreichung wurde bekanntgegeben. Auge in Auge, gab meine Chefin um die Freitagsmittagszeit in Stein gemeißelte Prozentzahlen bekannt, woraus sich dann die einmal jährlich im Mai ausgezahlte variable Vergütung errechnete. Die Prozentzahl war nicht schlecht – und würde mit der Auszahlung im Mai wieder etwas festen Boden unter den Füßen verschaffen, was die finanzielle Situation betraf. Mit dem Rennrad vom Büro aus zu Hause angekommen, musste ich mich dem straffen Terminplan aus Besorgungen, Erledigungen und Terminen stellen. Ein dicker Termin kam am Samstag, aber nicht zwischen Erledigungen und Besorgungen für uns, sondern für unsere Tochter. Fünf Stunden lang, von 10 bis 15 Uhr, sollte sie mit ihrem Jugendchor proben.
Ich hatte alles eingetaktet, um sie zum Pfarrheim in unserem Ort zu fahren. Viertel nach sieben aufstehen, Brötchen besorgen, vorher bei REWE Getränke einkaufen. Nachdem unsere Tochter zuvor in ihre WhatsApp-Nachrichten hinein geschaut hatte, dass sie außer ihrem Songbook noch Bleistift, Kugelschreiber und Textmarker mitzubringen habe, provozierte sie gegen halb zehn den Eklat. Als wir sie baten, von ihrem Zimmer hinunter zu kommen und ihre Schuhe anzuziehen, teilte sie uns ihre Nachricht mit, dass sie ihre Tage habe. Infolgedessen fühle sie sich unwohl und könne nicht zum Jugendchor gehen. Mit Engelszungen redeten wir auf sie ein, dass so etwas ein No-Go sei eine halbe Stunde vor Beginn, dass sie zumindest Anwesenheit zeigen müsse und – wenn nicht anders möglich – die Probe nach einer gewissen Zeit verlassen solle. Stur, als dreizehnjährige Teenagerin, blieb sie dabei.
Buche (oben), Kirschbaum (Mitte), umgegrabenes Beet (unten)
Es sollte uns nicht gelingen, sie aus dem Haus zu bewegen. Sie müsse sich hinlegen, sie brauche ihre Ruhe. Eine solche Unzuverlässigkeit als inakzeptabel rügend, flüchteten wir uns in unsere Gartenarbeit. Der ganze Tag war über den Haufen geschmissen. Alternativ machte unsere Tochter die Berichtigung der Mathearbeit, während wir ursprünglich geplant hatten, bis 15 Uhr Gartenarbeit zu erledigen. Danach hätten wir zusammen im HUMA-Einkaufszentrum unsere Wocheneinkäufe erledigt, später hätten wir dort zu Abend gegessen. So flüchteten wir uns den kompletten Nachmittag in die Gartenarbeit. Wir stürzten uns in unser Gartenfieber, indem ich das mit Ziegelsteinen höher gefasste Beet umgrub. Das ausgezupfte Unkraut schaffte ich auf unseren Komposthaufen.
Anderes Unkraut entfernten wir von unseren Hochbeeten, um dort Salat oder anderes Gemüse anzupflanzen. Wir ebneten die Wege zwischen den Beeten mit Rindenmulch. Indes fädelte die noch kahle Buche auf dem Nachbargrundstück ihre stabförmigen Samen aus. Die weißen Blüten des Kirschbaums verschönerten auf dem anderen Nachbargrundstück den blauen Frühlingshimmel. Am Ende des Tages bewunderten wir unser Tageswerk in unserem Garten, doch das hatten wir gar nicht so geplant.