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Tagebuch September 2019

1. September 2019

Ein Termin bei der Bank, der diesmal – wie ein vorheriger Termin – sehr entspannt verlief. Daraus haben wir gelernt, dass der Engpass bei unserem Umbauvorhaben nicht die Banken sind, weil ihnen die Finanzierung zu risikobehaftet erscheint. Ärger und Querelen bereiten vielmehr die Behörden und der Landschaftsverband, die nicht zeitnah reagieren. Sie geben falsche Versprechungen, die sie nicht einhalten. Man weiß nie, wo man dran ist und muss mit schlimmen Überraschungen rechnen. Solche Termine mit der Bank sind hingegen kalkulierbar. Man kann überschlagen, welche Belastung am Ende heraus kommt, und man bekommt im Detail die Vertragsmodalitäten erläutert. Man sitzt hier auf Augenhöhe von Mensch zu Mensch, wobei man als Kunde als gleichberechtigter Vertragspartner behandelt wird. Nachdem wir unseren Bankberater verlassen haben, haben wir ein gutes Gefühl. Wir denken, dass die finanzielle Plattform für unser Umbauvorhaben gelegt worden ist.

2. September 2019

Obschon keinerlei europäische Institutionen in Bonn angesiedelt sind, betont die Stadt ihre Verbindung mit Europa. Die Stadt Bonn vertritt im Städtenetzwerk Eurocities, dem 140 europäische Großstädte angehören, die kommunalen Positionen in den Bereichen Kultur, Mobilität, Soziales, Umwelt, Wirtschaft und bringt diese den europapolitischen Diskurs ein. Ähnliche Beiträge formuliert die Stadt Bonn als Mitglied im Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) regelmäßig in der Arbeitsgemeinschaft der EU- und Förderreferenten. Dabei erhält sie Informationen zu EU-Fördermitteln und EU-Projekten, die sie in größerem Umfang für die Universität erhält, ebenso für andere Institute der Forschung und Wissenschaft. Besonders stolz ist die Stadt darauf, dass 1989 die Vollversammlung der europäischen Hauptstädte in Bonn abgehalten wurde. Diese europäischen Hauptstädte vereinigen sich in den Buchstabenkürzeln „UCCE“, was für „union des capitales des communautés Européens“ steht. Ganz stolz auf dieses Ereignis, wurde im Jahr 1989 eine in Stein gemeißelte Sonnenuhr auf der Rheinpromenade aufgestellt. Auf einem achteckigen Sockel aufgestellt, steht die Sonnenuhr auf einer Säule, abgeschlossen von einer Windrose. Zwölf Sterne zieren die Säule mit zwölf europäischen Hauptstädten und den Buchstabenkürzeln „UCCE“.

3. September 2019

An dieser Stelle, am Ortsrand von Fritzdorf in der Gemeinde Wachtberg, befinden wir uns auf geschichtsträchtigem Boden. Die Felder auf der Anhöhe des Scheidt sind der Fundort des sogenannten „Fritzdorfer Bechers“, der im Rheinischen Landesmuseum Bonn ausgestellt ist. Obschon der Fundort weit außerhalb des Ortskerns liegt, muss es hier eine Grabstätte gegeben haben. Das ist außergewöhnlich, denn 1600 bis 1800 vor Christus, das ist das Alter des Bechers, war die Anhöhe mit Wald bedeckt und mit Sicherheit nicht bewohnt. Im gesamten Gemeindegebiet Wachtberg hätten damals höchstens 50 bis 100 Menschen gewohnt. Der 1954 auf einem Rübenfeld gefundene Becher ist wegen seiner Vergoldung eine archäologische Sensation. Aus 80 Prozent Gold und 20 Prozent Silber/Kupfer bestehend, gehört er zu den ältesten Goldgefäßen in Europa. Als Trinkbecher, der genau einen Liter füllen kann, könnte der Goldbecher bei einem Totenritual verwendet worden sein, das für die ältere Bronzezeit typisch war. Inwieweit aus dem Becher Bier, Wein oder Met getrunken worden ist, dass hat man aber nie nachweisen können.

4. September 2019

Die Renovierungsarbeiten ruhen, unsere Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, es wird ausgeräumt, aufgeräumt, sortiert, aussortiert, zusammengestellt. Was wir an Schätzen und Schätzchen aus dem Hausrat anzubieten haben, haben wir aufgebaut. Auf Tapeziertischen, Schränkchen und Tischen ist so manches schöne Stück auf der Pastor-Ibach-Straße 22 zu haben. Zusammen mit den anderen 160 Teilnehmern freuen wir uns auf den 1ten Rheidter Dorftrödel, der am nächsten Samstag, den 07.09.2019, von 10 bis 17 Uhr stattfindet. Wir freuen uns auf ganz viele Besucher, die bei uns herum stöbern wollen und so manches Schätzchen mitnehmen wollen. Wer es am Samstag nicht zu uns schafft, der kann uns gerne am Sonntag, den 08.09.2019, aufsuchen, wenn im gegenüber liegenden Pfarrheim der Kindersachen-Basar statt findet.

5. September 2019

Septembertage, Nebeltage. Die Schwaden von Nebel verhüllten sich allerdings überraschend, als ich die Friedrich-Ebert-Brücke am frühen Morgen mit dem Fahrrad befuhr. Die ganze Strecke bis zur Ampel an der Autobahnauffahrt Bonn-Beuel war nichts mit Nebel. Freie Sicht, klare Luft, ein blauer Himmel, der einen wunderschönen Tag versprach. Über den Wassern des Rheins marschierten nun die Nebelschwaden massiver hervor und tasteten sich über Felder und Wiesen nachdrücklich vorwärts. Die Wolken aus Wasserdampf waren unstrukturiert, deren Formen sich bildeten und gleichzeitig wieder auflösten. Ich fuhr entschieden hinein in dieses nebulöse Gebilde und schaute, was auf mich zukam. Erst auf der Brücke erkannte ich die tolle Morgenstimmung, in der sich die Sonne und die Nebelschwaden im Gleichgewicht befanden. Die ausgewogene Stimmung war wie gemalt, die Flecken von Nebel wurden von der aufgegangenen Sonne im Zaum gehalten. Als ich die Graurheindorfer Straße auf der anderen Rheinseite überquert hatte, herrschte wieder klare Sicht unter einem klaren blauen Himmel.

6. September 2019

Totale Ermattung am Ende des Tages. Es ist höchst anstrengend, wie ständig neuer Hausrat aus irgend welchen Ecken auftaucht und wie all die ganzen Ecken und Nischen nie vollständig gesichtet sind. Keller, Stauraum unter der Kellertreppe, Speicher. Solche Ecken und Nischen bringen alles wieder in Unordnung, was wir sauber sortiert haben, auf Tischen zum morgigen Verkauf auf dem 1ten Dorftrödel in unserem Ort her gerichtet haben und was wir an feinen und schönen Stücken anzubieten haben. Die Masse des Hausrats, was sich zu Lebzeiten der verstorbenen Schwiegereltern angesammelt hat, strengt an. Die Aufmerksamkeit wird erschlagen, die Fülle des Hausrats erschwert den Überblick. Was kommt da noch ? In der griechischen Mythologie wären es die Köpfe der Medusa. Einen Kopf von Medusa, der Schlange, hatte man abgeschlagen. Den Hausrat hatte man an den Mann gebracht, Übersichtlichkeit und Fortschritte waren erkennbar. Doch dann wuchsen die Köpfe nach. Viel mehr Hausrat aus anderen Ecken kamen zum Vorschein, die die Mengen vervielfachten und zum Chaos führten. Genauso kommen wir uns nun vor. Wir erwarten den morgigen Tag, inwieweit die Verkäufe die Köpfe der Schlange wieder im Zaum halten können.

7. September 2019

In den 1ten Rheidter Dorftrödel steckten wir große Hoffnungen, die Unmasse an Hausrat aus dem Haus des verstorbenen Schwiegervaters an neue Besitzer bringen zu können. 175 Haushalte beteiligten sich in unserem Ort offiziell an dem Dorftrödel, was dem Ort an diesem Tag mit den gekennzeichneten Luftballons und den aufgebauten Ständen eine ungewohnte Atmosphäre des Bummelns und Trödelns verlieh. Die ersten Interessenten hatten sich ziemlich einsilbig in unser Haus gewagt. Das waren professionelle Händler, die es auf Armbanduhren oder Schmuck abgesehen hatten. Deren Wünsche konnten wir nicht bedienen, da wir weder Armbanduhren, noch Schmuck, alte Postkarten oder militärische Orden vorrätig hatten. Den professionellen Händlern folgten die Privatleute, von denen viele sich nur umschauten und später dann doch größere Mengen oder größere Stücke kauften. Ein professioneller Händler, der sich auf Möbelankäufe spezialisiert hatte und der später das Schlafzimmer der verstorbenen Schwiegereltern kaufen wollte, brachte eine Haushaltsauflösung treffend auf den Punkt. Erfahrungsgemäß gäbe es ein 90:10-Verhältnis. 90%, zu denen Porzellan, Gläser, Vasen, Blumentöpfe, Taschen oder Unterhaltungselektronik gehörten, seien entweder nicht oder nur mit hohem Aufwand verkäuflich. Bei einer professionellen Haushaltsauflösung landeten sie rasch in einem Container oder im Restmüll, wobei der Kunde draufzahlen müsse. Die restlichen 10% seien verwertbar, weil sie selten wären, wirklich sehr alt oder weil sie häufig gebraucht würden. Wir verzichteten lieber darauf, dass die 90% im Endeffekt auf den Restmüll oder in einem Container auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Genau genommen, lag das Verhältnis bei uns rund 80/20, was unter anderem daran lag, dass gelegentliche Erfolgserlebnisse den Verkaufstag beflügelt hatten. Darunter gehörte, dass wir zwei hohe Stapel von Puzzles, die bis zur Decke reichten, verkauft bekamen. Für zehn Euro an den Mann gebracht, hatten wir dieser Unmasse von Puzzlespielen im allgemeinen Trend des Zeitvertreibs an Smartphones und an Computerspielen keinerlei Chancen eingeräumt. In Stoßzeiten war das Wohnzimmer mit seiner Baustellenatmosphäre rappelvoll. Viele Besucher kauften nichts, aber umgekehrt kauften einzelne Besucher ganz schön viel. Ein rund 30-teiliges Disney-Geschirr wechselte den Besitzer, eine Puppenwiege, eine Milchkanne, eine Perrücke, ein alter Schulranzen und auch zwei wuchtige Bilder mit einem runden Rahmen und religiösen Motiven von Jesus und der Muttergottes. Für zehn Euro wurde ich eine Sammlung von Sonderpostwertzeichen der Deutschen Bundespost los, und die Zeit, die die Besucher die 60-70 Stück Vinylplatten durchstöberten, war sehr lang. Bei der Ansammlung von Volksmusik, deutschen Schlagern und Stimmungsmusik waren es allerdings nur Einzelexemplare, die gekauft wurden. Am Ende des Tages konnte man dann doch erkennen, dass die Masse an Hausrat sich verkleinert hatte, wenngleich das Volumen einen immer noch erschlug.

8. September 2019

Im Gegensatz zu den anderen Trödelständen vom Vortag setzten wir unseren Hauströdel fort. Im Pfarrheim gegenüber fand ein Kindersachen-Basar statt, und ergänzend dazu konnten die Interessenten das Haus unseres verstorbenen Schwiegervaters besichtigen mit dem dort angebotenen Hausrat. Im Vergleich zum Vortag war die Anzahl der Besucher deutlich niedriger, wenngleich die Erfahrung des Vortages zutraf, dass etliche Besucher nichts kauften, aber umgekehrt einzelnen Besucher ganz schön viel kauften. Darunter waren an diesem Tag zum Beispiel Eltern aus Bonn-Oberkassel mit ihren Kindern, die in der Zeitung von einem Kinderflohmarkt in unserem Ort gelesen hatten. Diesen gab es aber nicht in unserem Ort, sondern nur den Kindersachen-Basar im Pfarrheim. Bei uns fand das junge Ehepaar mit ihren Kindern genau das, was sie suchten: Flohmarktatmosphäre inmitten einer Baustelle. Sie kauften einiges, darunter mehrere Playmobil-Sachen. Am Ende des Tages hatten wir bei weitem nicht so viel wie am Vortag verkauft, aber das Volumen des übrig gebliebenen Hausrats war dennoch ein kleines Stückchen kleiner geworden.

9. September 2019

Im Speckgürtel von Köln kennt die Liebe zum 1. FC Köln keine Grenzen. Kaum irgendwo in Deutschland identifiziert sich eine Stadt so sehr mit ihrem Fußballverein wie in Köln, das sagen Trainer und Spieler, die ihre Fans im Stadion erlebt haben. Trotz Misserfolgen, trotz mehrerer Abstiege, sind die Fans ihrem Verein in guten und in schlechten Zeiten stets treu geblieben. Auch ich selbst kann meine Leidenschaft für den FC nicht verleugnen. Am Rande des Mondorfer Hafens hat diese Leidenschaft die Ideen beflügelt. In seiner rot-weiß gestrichenen Karrosserie, zeigt der Trabi stolz die Vereinsfarben des FC. „Mer stonn zosamme wie de FC un de Dom“, mit diesem Spruch bekennt sich der Geißbock zum FC.

10. September 2019

Sucht man nach einem Motto dieser Rennradtour, war dies – ehrlich gesagt – WLAN in Bad Münstereifel. Zuvor hatte ich mehrere Berge abklabastert, davon waren es bis zu diesem Punkt, mit dem Ausblick in das Ahrgebirge, vier. Drei Anstiege waren etwas nervig, da man, oben angekommen, wieder ins Tal hinunter fuhr, um dann wieder den Berg hoch klettern zu müssen. Der vierte Anstieg kurz vor diesem Ausblick hatte es in sich, weil er steil war und gelichzeitig lang anhaltend. Dieser Ausblick entschädigte allerdings vollkommen für die voran gegangenen Strapazen. Nach anderthalb Stunden Treterei mit Höhen und Tiefen dazwischen hätte ich mir WLAN in Bad Münstereifel gewünscht, um ins Netz zu kommen, als ich meinen Laptop ausgepackt hatte. Es gab jede Menge WLAN über all die Outlet Center-Geschäfte. „Outlet“ nannten sich dementsprechend die WLAN-Hotspots. Doch bei der Einwahl hängte sich die verlinkte Internetseite auf, so dass ein Einloggen nicht möglich war. Dasselbe im Bitburger Bierhaus, wo die Lokalität, in der ich aß und drei Bitburger trank, einen eigenen Hotspot besaß. Also offline arbeiten, aber der Schönheit dieses Eifelstädtchens tat dies keinen Abbruch.

11. September 2019

Pausen kann ich in diesen ereignisreichen Zeiten gut gebrauchen. Ständig unter Strom stehend, ist bei unserem Renovierungsvorhaben dauernd etwas zu erledigen.Tagsüber sind wir ungebremst in Bewegung, abends schieben sich die Dinge nach hinten, und bis mitten in die Nacht lesen wir Mails, erledigen Papierkram und setzen den Hausrat zur Versteigerung ins Internet. Da kommt es mir gerade Recht, wenn die Fähre abgefahren ist, über den Rhein tuckert und am gegenüberliegenden Ufer anlegt. Eine Sitzbank als Insel der Ruhe. Der breite Strom des Rheins fließt träge vor sich hin, Schiffe stechen in schlafwandlerischer Langsamkeit vorwärts, wenige Fahrradfahrer huschen über den Radweg vorbei. Es ist Zeit zum entschleunigen. Den Stecker ziehen, nicht mehr vorwärts getrieben werden, den Körper in sich ruhen lassen, das träge Tempo der Fähre über den Rhein beobachten, einfach mal die Beine baumeln lassen, bis die Fähre an der Uferböschung angelegt hat. Solche Momente könnten bis in alle Ewigkeit andauern, bis uns all die To do’s wieder einholen, was in welchen Taktungen abzuarbeiten ist.

12. September 2019

Informationsveranstaltung des Behindertenwohnheims zum Bundesteilhabegesetz. In einem Versammlungsraum der benachbarten evangelischen Kirche knubbelten sich die Zuhörer, die über die massiven Änderungen informiert wurden. Wie bei so manchen anderen Gesetzen, beschrieb des Bundesteilhabegesetz einen Dissens, dass der Gesetzgeber Vorteile und Fortschritte in dem Gesetz sah, während die Betroffenen über Nachteile klagten. Dem Gesetzgeber ging es um eine Neuordnung der Finanzen bei Behinderten, die bislang aus einer Hand der Landschaftsverband bei einer Wohnheimunterbringung regelte. Die Vereinnahmung von Geldern durch den Landschaftsverband sollte wegfallen, anstatt dessen mussten die Angehörigen – sofern sie gesetzliche Betreuer waren – selbst die Beantragung der benötigten Gelder durchführen. Dies war vor allem die Grundsicherung, wozu ein Antrag beim Sozialamt zu stellen war. Im Detail war dies durchaus kompliziert, wenn es etwa um Zuständigkeiten ging, oder wenn für Einzelpositionen wie das Essen die Grundsicherung beantragt werden musste. Diese Grundsicherung war dann wiederum alternativ zu betrachten, dass die Sozialämter entweder die Grundsicherung oder Wohngeld zahlten. Aus den zur Verfügung stehenden Einnahmequellen wie Rente, Werkstattlohn der Behindertenwerkstatt, Pflegegeld der Krankenkasse waren dann die Kosten für das Behindertenwohnheim zu zahlen. Da diese Einnahmequellen niemals die vollen Kosten und auch die Miete des Behindertenwohnheims deckten, gewährte der Landschaftsverband weiterhin die Eingliederungsbeihilfe. Alles in allem, mithin eine nicht unkomplizierte Einnahme- und Ausgabenrechnung. Ob das wirklich alles kostendeckend war oder ob irgendwo Euros für die Betroffenen hängen blieben, darüber wurde nicht diskutiert. Dass diese Diskussion ausblieb, daraus schloss ich, dass die Gesamtfinanzierung in Summe ein Nullsummenspiel sein würde. Einen Effekt würde die Verlagerung von Antragsformalitäten zu den Angehörigen und gesetzlichen Betreuern in jedem Fall haben: Posten beim Landschaftsverband würden obsolet werden, der sich dann über einen Personalabbau Gedanken machen müsste.

13. September 2019

Nachwirkungen vom letzten Wochenende, ein „Berufs-Trödler“ meldete sich heute noch mal. Wir haben schon überall nachgeschaut, denkste.😉 Wie der Fachmann in die letzten Ecken und Winkel schaut, findet er immer noch Sachen. Sachen die für ihn interessant sind.🙃 Sachen die für uns eine Bedeutung haben.😄 Den großen Schatz haben wir immer noch nicht gefunden, werden wir wohl auch nicht mehr.💸 Aber ein Schätzchen holte der Mensch aus der Handtasche meiner Mama. Ein 10 Mark Schein.😂

14. September 2019

Was wir im Haus des verstorbenen Schwiegervaters schaffen, geht zu Lasten unseres Gartens. Was an Unkraut wächst, was zu ernten und sonst wie zu beackern ist, kriegen wir nicht aufgearbeitet. So bedauern wir sehr, dass wir unsere Stangenbohnen nicht rechtzeitig gepflückt haben. Zwei Körbe gepflückte Bohnen stehen nun in unserem Keller. Doch die Bohnen sind zu groß und überreif. Wir werden Sie auf den Kompost entsorgen müssen.

15. September 2019

Was die Klimadebatte so für Blüten austreibt. Es rumort in der Bevölkerung, man sorgt sich um den Planeten Erde, und dies zu Recht. Nicht nur eine Greta Thunberg, ebenso stehen viele andere auf und erneuern die grünen Bewegungen aus den 1980er Jahren, indem sie gegen Braunkohle, gegen die Dominanz des Autoverkehrs und für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs aufbegehren. Wehe, den Bäumen und dem Wald wird zu Leibe gerückt. Während im Amazonas Regenwald großflächig abgeholzt wird, um etwa die Rohstoffe für Bio-Sprit bereitzustellen, oder während großflächige Waldbrände die sibirische Taiga verwüstet haben, haben hierzulande Umweltaktivisten eine Anzahl von 43.000 Bäumen ermittelt, die infolge unserer Konsumgewohnheiten, Getränke aus Einwegbechern zu trinken, in einem Jahr gefällt werden müssen. Aber wie kann man unsere Konsumgewohnheiten ändern ? Das Problem ist, dass jeder bei sich selbst anfangen muss. Änderungen in der Verhaltenspsychologie herbei zu führen, dies ist keine triviale Übung, da jeder Mensch in seinem eigenen Selbst mit seinen Gewohnheiten, Werten, Sichtweisen und Verhaltensweisen gefangen ist. Somit wird sich unsere Gewohnheit, etwa einen Kaffee unterwegs in einem Einwegbecher zu trinken, nicht so einfach vom Tisch wischen lassen. Die Ursache-Wirkungs-Kette, dass Umweltbewegungen ins Leere laufen, ist häufig dieselbe. Der Verbraucher ist die entscheidende Stellschraube. Entweder er adaptiert die geänderten umweltbewussten Konsumgewohnheiten – wozu er häufig zu bequem oder erst gar nicht gewillt ist – oder der Gesetzgeber muss eingreifen – der sich dann wiederum gegen die beinharten Argumente von Lobbyisten durchsetzen muss. Es ist zu vermuten, dass sich die Jahreszahl von 43.000 Bäumen nur sehr langsam verringern wird, wenn sie nicht sogar konstant bleiben wird.

16. September 2019

Was für ein herrlicher Biergarten. In Koblenz, im Schatten des Kaiser-Wilhelm-Denkmals am Deutschen Eck, mit dem Blick auf die Mosel, kommen Wohlfühl-Gefühle der feinsten Art auf. Spähe ich rechterhand am Kaiser-Wilhelm-Denkmal vorbei, erhasche ich sogar ein Stück des Blickes auf den Rhein, so dass der Zusammenfluss der beiden Flüsse gerade durch das Denkmal und ein paar Platanen auf der Parzelle des Biergartens verdeckt wird. Der Biergarten hat solch einen Umfang, dass man unwillkürlich an Bayern denkt. An diese Art der Kultur des Beisammenseins in Biergärten, an diese Weitläufigkeit, wo man den Gedanken freien Lauf lassen kann. Biergärten in Bonn – zum Beispiel – sind begrenzt, auf einem kleinen Areal. Das mediterrane Lebensgefühl im Freien hat zwar das Rheinland erreicht, in Brauhäusern, in Cafés und der Kneipenlandschaft. Weniger in Biergärten unter freiem Himmel und inmitten alter Baumbestände und mit freiem Blick in alle Richtungen. Wenn man von diesem Biergarten in Koblenz unweit vom Deutschen Eck absieht.

17. September 2019

Es war Klassenpflegschaftssitzung, und in dem Trott der Gewohnheit trotteten die Eltern in der einmal jährlich statt findenden Sitzung samt Klassenleiterin vor sich her. An mir blieb hängen, das Protokoll zu führen, was auch bei mir zu einer Gewohnheit im Jahresturnus geworden war. Gleich zu Beginn der Klassenpflegschaftssitzung hielt die Vorsitzende eine kleine Überraschung für die anwesenden Eltern bereit. Ihr war die Lust vergangen, und sie stellte die Sinnfrage, was man in solch einer Position bewegen könne. Meetings, zu denen man eingeladen wurde, waren selten, und mehr als eine Zuhörerfunktion verblieb nicht. Der Kontakt zu den anderen Eltern ging gegen Null. Sie hätte sich eine gewisse Gemeinschaft mit den anderen Eltern gewünscht, doch nichts käme von den anderen Eltern zurück. Alle vereinzelten sich und gingen ihren eigenen Weg, und nichts verband sie mit den Eltern der Klassenkameraden und Klassenkameradinnen, womit unsere Kinder gemeinsam zur Schule gingen. So erging es auch unserer Tochter, dass es eine Art von Klassengemeinschaft nicht gab. Die Klassenlehrerin wusste nicht viel auf die Einwände zu antworten, so zum Beispiel, dass es auch noch Fachkonferenzen gäbe, Elternarbeitskreise oder auch die einmal jährlich statt findende Schulpflegschaftssitzung. Diese Antworten stellten aber die Klassenpflegschaftsvorsitzende nicht zufrieden, so dass sie ihre Tätigkeit als Klassenpflegschaftsvorsitzende beenden wollte, worauf sich niemand bereit erklärte, dieses Amt zu übernehmen. Die Klassenlehrerin ging dann den gewohnten Gang der Dinge, wie weiter vorzugehen sei, indem sie erläuterte, dass, wenn sich niemand finden würde, man sich innerhalb einer Woche erneut zur Findung eines Klassenpflegschaftsvorsitzenden zusammen setzen müsse. Da dies niemand wollte und niemand einen anderen Ausweg sah, ließ sich die derzeitige Klassenpflegschaftsvorsitzende beknien, ihre Tätigkeit fortzuführen. Zumal sie ohnehin nichts bewegen konnte und ihre Anwesenheit nur in seltenen Ausnahmefällen gefragt war. In der Folge dieser Diskussion stellt sich dann weiter die Sinnfrage, welchen Zweck eine solche Klassenpflegschaftssitzung erfüllt, wenn diese Diskussion einen enormen Zeitraum der Sitzung ausgefüllt hat. Okay, es gab auch ein paar organisatorische Themen, die wichtig waren. Potenzialanalyse, Berufsfelderkundung, Praktikum, Lernstandserhebung, Epochalunterricht, Projektwoche, Tagesausflüge, Selbstbehauptungstraining. In der gelangweilten Runde machte ich mir so meine Notizen, schrieb ein paar Punkte in das Protokoll, die mir wichtig erschienen. In einem Satz fasste ich zusammen, das die bisherige Klassenpflegschaftsvorsitzende mit ihrer Vertreterin ihre Tätigkeit fortführt. Wohlwollend nahm zum Schluss der Veranstaltung die Klassenlehrerin das Protokoll entgegen.

18. September 2019

Vom Prinzip her war es eine derbe Niederlage, die ich einstecken musste. Weit hatte ich mich hinaus gewagt und musste dementsprechend wieder zurück stecken. Noch nie hatte ich meinen behinderten Schwager in einem solchen desolaten und verzweifelten Zustand erlebt, wozu ich dem Behindertenwohnheim die Schuld gab. Ich hatte daher an die Leiterin des Behindertenwohnheims eine bitterböse E-Mail verfasst, in der ich Vorwürfe der Freiheitsberaubung, der Nötigung und der Misshandlung nicht explizit genannt hatte, sie waren aber deutlich heraus zu interpretieren. In einem gemeinsamen Termin, bei dem auch die beiden verantwortlichen Betreuerinnen anwesend waren, stellte die Leiterin die Vorwürfe klar. Mein Schwager hatte auch Pflichten, zu denen außer der zuletzt strittigen Mitarbeit beim Wäschewaschen auch das Einkaufen oder die Mundpflege gehörten. Eine Mitarbeit sei zuletzt nicht mehr gegeben, so dass die Betreuer Mittel und Möglichkeiten haben müssten, ihn zur Einhaltung seiner Verpflichtungen zu bringen. Dass er das Wohnheim am letzten Sonntag nicht verlassen sollte, sei ein Extremfall, wozu er aber aufgrund seiner hohen Rückstände auch selbst beigetragen habe. Die Zurechtweisungen und die Umgangsformen der beiden Betreuerinnen stellten sich als eine Art von Black Box dar, die wir nicht auf ihre Angemessenheit überprüfen konnten. Einstweilen bleibt uns nichts anderes übrig, als unseren Schwager laufend zu überprüfen, inwieweit er seine Pflichten auch einhält.

19. September 2019

Ein seltener Wechsel der Ebenen, von virtuell nach real. Wim de Vries zählt zu den wenigen virtuellen Facebook-Freundschaften, die wir in reale Begegnungen überführt haben. Gestern hatte Wim die tolle Idee, zwei Coupons, deren Ablaufdatum heute war, einzulösen. So hatte er mich zu einer Reibekuchenplatte, wofür die Coupons galten, im Dom im Stapelhaus in der Kölner Altstadt einzuladen. Das Stapelhaus, wodurch Köln im Mittelalter steinreich geworden war, weil die Schiffe auf dem Rhein dort ihre Ware zum Verkauf anbieten mussten, kann ich nur von außen. Nun lernten wir es von innen kennen und gesellten uns an einen Tisch am Fenster, wo unser Blick direkt über die Rheinpromenade und den Rhein auf die Deutzer Rheinseite schwenken konnte. Zu der Reibekuchenplatte, die mit Lachs und Tatar zubereitet war, tranken wir mehrere Stangen Dom-Kölsch, zu denen wir uns angeregt unterhielten und vieles von dem anderen kennen lernten.

20. September 2019

Die Demonstration war vorbei, der Menschenauflauf hatte sich verteilt, und manche Lokalitäten quollen in der Innenstadt vor Menschen über. Betrachtete man den Verkehrsstau, der sich vor dem Universitätshauptgebäude nicht von der Stelle bewegte, musste die Teilnehmerzahl der Fridays-for-Future-Demonstration immens gewesen sein. So manche Eltern versuchten, ihre innere Einstellung, dass sich in den Köpfen etwas ändern muss, in Form von freier Meinungsäußerung und Protest ihren Kindern zu vermitteln. Nicht nur Schüler, sondern auch Familien mit kleineren Kindern protestierten in Verbund einer Familienaktion. Da die Kinder, die vielleicht im Kindergartenalter waren, den Fahrradanhänger nicht mehr benötigten, wurde dieser für die Demonstration zweckentfremdet. Seine Verwendung hatte sich genauso gewandelt wie die Feindbilder der Energiegewinnung, wogegen sie demonstrierten. War es vor gerade ein paar Jahren die Kernenergie, die Wellen von Protesten entfachte, so ist es nun die Kohle. Die wunderbare Vision einer Energieversorgung ohne Kernenergie und ohne Kohle, aber dafür mit ganz viel Ökostrom aus Solarenergie, Biomasse, Wasserkraftwerken und Windenergie, wogegen an anderen Ecken unserer Republik allerdings auch protestiert wurde. Aber dies war eine andere Geschichte. Einstweilen verließ der Fahrradanhänger mit der Botschaft, dass die Kohle unsere Zukunft zerstört, die Innenstadt. Zwei Mädchen mit langen geflochtenen Zöpfen trotteten ihren Eltern hinterher, und es herrschte eine Harmonie im Familienverband, dass man für gerechte Ziele und für die Bewahrung des Planeten Erde demonstriert hatte.

21. September 2019

Ein Ausflug an einem denkwürdigen Datum. Eigentlich hätte meine Frau an diesem Datum, dem 21. September, arbeiten müssen, doch bei dem Datum stockte sie. Genau vor einem Jahr war ihr Vater gestorben. Drei Ereignisse überlagerten sich: der Todestag, der Ausflug der Behindertengruppe nach Maria Laach und der Dienstplan, dass sie arbeiten musste. Das war zu viel und emotional nicht zu verkraften. Mental war meine Frau nicht in der Lage zu arbeiten und ließ sich krankschreiben. Sie begleitete die Behinderten nach Maria Laach, auf der Goldenen Meile machten sie bei Remagen ein Picknick. Nachmittags kamen sie dann zurück, als meine Frau erst einmal zu sich selbst zurück finden musste.

22. September 2019

Wie schade, dass Beethoven mit seinem Denkmal in Bonn so dominant ist. Andere bedeutende Persönlichkeiten, die über Bonn hinaus die deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert gestaltet haben, treten dadurch in den Hintergrund. Solche Persönlichkeiten wie zum Beispiel Ernst Moritz Arndt werden kaum beachtet, obschon sein Denkmal vor dem Alten Zoll an einer nicht weniger exponierten Stelle aufgestellt ist. 1769 auf Rügen geboren, hatte er sechs Jahre lang eine Professur an der Universität Greifswald inne, bevor die Napoleonischen Befreiungskriege nachhaltig seine politischen Ambitionen veränderten. 1806 hatte Ernst Moritz Arndt als Soldat gegen die Napoleonischen Truppen gekämpft, im Zuge der Kämpfe war er nach Schweden geflohen. 1812 wechselte er in das Exil nach Russland, wo er die Schrift „Der Rhein – Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze“ verfasste. Eine Koalition aus russischen und preußischen Truppen sollte Mitteleuropa von Napoleon befreien – und hinter den Rhein zurückdrängen, das war die Vision des Ernst Moritz Arndt. Dies geschah schließlich am 2. Januar 1814, als 200 Füsiliere aus Brandenburg am Mittelrhein bei Kaub auf einer Pontonbrücke über den Rhein übersetzten. Ein Jahr später beendeten russische, preußische und englische Truppen das Napoleonische Imperium. 1818 berief ihn die Universität Bonn als Professor, und danach gehörte er zu den Verfechtern eines deutschen Nationalstaates, der seine Grenzen nicht am Rhein haben sollte, sondern sich ein weites Stück in den französischen Nationalstaat hinein verlagern sollte. Die deutsche Reichsgründung sollte er mit seinem Tod im Jahr 1860 nicht mehr erleben, aber er gehörte 1848 zu den herausragenden Persönlichkeiten der ersten deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Kurzum, eine Persönlichkeit, die seiner Zeit weit voraus war. Obschon die Erscheinungsformen der Demokratie nicht miteinander vergleichbar waren, war er der erste demokratisch gewählte Abgeordnete der preußischen Rheinprovinz. In der Paulskirche, wo ein Parlament des fiktiven Gebildes des Deutschen Reiches mit 600 Abgeordneten tagte, nahm er dann die Interessen der Rheinprovinz wahr. Auf dem Weg zur deutschen Reichsgründung kommt ihm mindestens dieselbe Bedeutung zu wie die Kompositionen von Beethoven in der klassischen Musik. Dennoch wird jedermann das Beethoven-Denkmal kennen, während vielleicht gerade ein paar Historiker den Weg zu seinem Denkmal vor dem Alten Zoll finden werden.

23. September 2019

Was ein Bauzaun so alles veranschaulichen kann. Dieser Bauzaun umgibt die Bonner Münsterkirche, die zurzeit renoviert wird und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Der Bauzaun erzählt von der Geschichte der Münsterkirche, dessen maßgeblichen Umbau des Langhauses der Stiftsprobst Gerhard von Are im 12. Jahrhundert umgesetzt hat. Es war aber nicht die einzige sakrale Umbaumaßnahme, die in seiner Regie stand. Rückseitig zur Münsterkirche, hinter dessen Chorbereich, befand sich eine viel kleiner geratene Kirche, deren Ursprünge die Historiker ungefähr gleichzeitig, um 800, mit der Münsterkirche einschätzen. Diese Kirche war dem Heiligen Martin geweiht worden und nannte sich demnach Martinskirche. Während unter der Leitung von Gerhard von Are die Münsterkirche mit einem langen Kirchenschiff im Baustil romanischer Kirchenbauten erweitert wurde, beließ er die Martinskirche in ihrer kleinen Gestalt und fügte einen Kuppelbau als Zentralbau im Chorbereich hinzu, der dem frühchristlichen Kirchenbau in Ravenna sehr ähnelt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das Schicksal der St. Martins-Kirche allerdings nicht gut gesonnen. Der Kirchenbau verfiel zunehmend, und 1794 annektierte Frankreich das Rheinland. Im Zuge der Säkularisation zweckentfremdeten und zerstörten sie auch einige Kirchen. Zu dieser Zeit beantragten Bonner Bürger, die Kirche abreißen zu dürfen, um einen freien Blick auf den Ostchor des Münsters zu bekommen. Doch dies lehnte der französische Stadtpräfekt entgegen den Bestrebungen der Säkularisation ab, da die Martinskirche als Wiege der Religion und ältestes Bauwerk der Stadt große Bedeutung hätte. Stattdessen überwies er der Stadt 300 Francs für die dringendsten Renovierungsarbeiten. Am Karfreitag des Jahres 1812 waren Unbekannte zu Werke gegangen, indem sie beim Einsturz der Kuppel mitgeholfen hatten. Wer im Endeffekt den Einsturz bewirkt hatte, in dessen Folge der monumentale Kirchenbau doch abgerissen wurde, konnte nie ermittelt werden. Heute erinnert nur noch eine Zeichnung aus dem Jahr 1810 daran, wie die Martinskirche einst ausgesehen hat. Diese Zeichnung ist auf dem Bauzaun vor der Münsterkirche zu sehen. Außerdem markieren Steine im Straßenpflaster und auf der Verkehrskreuzung den Grundriss der Martinskirche.

24. September 2019

Oberhausen, eine Stadt, die sich erst beim zweiten, dritten und mehrfachen Hinsehen erschließt. Eine Stadt, dessen Werdegang letztlich stark mit der Gutehoffnungshütte verknüpft ist. 1997 wurde die Stahlerzeugung in dem Hüttenbetrieb eingestellt, was sich in dem Schicksal der Stadt wieder findet. Das Stahlwerk wurde platt gemacht, alles wurde abgerissen, wobei das Gasometer übrig geblieben ist und am Standort des Stahlwerkes das überdimensionierte Centro gebaut wurde, dessen „Neue Mitte“ sich zum neuen Stadtzentrum von Oberhausen entwickelt hat. Die Promenade mit einer Vielzahl von Restaurants ist wirklich hübsch, und als vor einigen Wochen unsere thailändische Freundin Thita mit ihrem Imbissstand beim Asia Street Food Festival vertreten war, führte unser Weg genau über diese Promenade mit all den Restaurants zu Thita, wo das Street Food Festival am Hafen am Rhein-Herne-Kanal statt fand. Beim heutigen Kurztrip nach Oberhausen spürte ich die Gegensätze innerhalb der Stadt: die schöne neue Konsumwelt rund um den Einkaufstempel des Centro, lauter Billigläden in der Fußgängerzone in der Nähe des Hauptbahnhofes. Die Architektur in der Fußgängerzone beeindruckte dann doch. Oberhausen ist keine historische Stadt mit Bauten aus dem Mittelalter oder noch früher. Als Stadt entstand Oberhausen erst mit der Industrialisierung ab dem 18. Jahrhundert. Ich musste ein paar mal hinsehen, um die Architekturform des Backstein-Expressionismus aus den 1920er Jahren in der Fußgängerzone wahrzunehmen. Es gab sogar ein Äquivalent zum Hansa-Hochhaus in Köln und zum Wilhelm-Marx-Haus in Düsseldorf. Zeitgleich, um 1920, entstand in Oberhausen ein ähnliches Hochhaus, das nach der Instandsetzung im Jahr 2010 in „Bertolt-Brecht-Haus“ umbenannt wurde. Ein wagemutiger Hochhausbau, der Stil und Schönheit verkörperte, an einer Straßenecke, wo die Fassade fast in Form eines Dreieckes aufeinander zulief.

25. September 2019

Es war eine gewisse dienstliche Tradition aus der Vergangenheit, die fortgeschrieben wurde. Vom Prinzip her war es eine angenehme Tradition, einmal – oder vielleicht auch zweimal – im Jahr zusammen zu kommen. Dabei referierte unser Abteilungsleiter über anstehende Themen, über die Herausforderungen in der Zukunft, und aus der ganzen Republik redete man miteinander und tauschte sich aus. Unter unserem alten Chef fuhren wir ein- bis zweimal pro Jahr nach Darmstadt, wobei ich bei diesen Tagungen die Stadt ganz gut verinnerlicht hatte. Seit vielen Jahren treffen wir uns nunmehr in Bonn. Die Anzahl der Kollegen aus dem Rest der Republik sind weniger geworden, doch der Reiz ist geblieben, die Kollegen in den Außenstandorten kennen zu lernen, deren Anzahl zunehmend ausgedünnt worden ist. In unserem Team haben wir solche Außenstandorte in Hamburg, Leipzig, Hannover. Bei unserem abendlichen Essen in der Pizzeria Tuscolo saß ich neben einem Kollegen aus einem anderen Team aus dem Standort Hannover. Die Zeiten haben sich sichtlich gewandelt. Waren es früher noch größere Gruppen eines Teams in einem Außenstandort, so vereinzeln die Kollegen in unseren Zeiten von Standortkonzentrationen, längerer Anfahrtswege zum Arbeitsplatz und Home Office immer mehr. Der Kollege, der neben mir saß, musste vor anderthalb Jahren vom Standort Braunschweig, der geschlossen wurde, zum Standort Hannover umziehen. Beheimatet am Rande des Harzes, betrug seine Fahrzeit nach Braunschweig rund zwanzig Minuten mit der Bahn. Nach Hannover, das 80 Kilometer entfernt liegt, benötigt er nun bis zum Arbeitsplatz in der Stadtmitte anderthalb Stunden einfache Fahrt, egal, ob mit der Bahn oder mit dem PKW. In Ferienzeiten, an Brückentagen oder außerhalb der Rush-Hour kann es auch etwas schneller mit dem PKW klappen. Wenn er denn seinen Arbeitsplatz aufsucht, sind nur wenige Kollegen an ihren Arbeitsplätzen anwesend, da viele – so wie er – auf das Home Office ausweichen, um solche Leerzeiten in Form von Fahrzeiten zu vermeiden. Insgesamt zehn Kollegen sind aus dem Controlling-Bereich in Hannover tätig, davon stammt allerdings kein Kollege aus seinem Team und nur ein Kollege ist in seinem übergeordneten Bereich tätig. Die Kommunikation untereinander geschieht praktisch nur telefonisch, persönliche Gespräche von Gesicht zu Gesicht gibt es nahezu ausschließlich bei solchen Tagungen. Die Heimarbeit kann als Chance begriffen werden, unter anderem im Kontext der Klimadebatte, sie schneidet aber die gewohnten Wege persönlicher Kontakte ab.

26. September 2019

Wie großzügig der Arbeitgeber mit den Vorlieben am Arbeitsplatz umgeht. Internet war früher tabu gewesen, dann habe ich betriebswirtschaftliche Themen in Google recherchiert, später hat mich Youtube in seinen Bann gezogen. Wenn ich Youtube an meinem Arbeitsplatz aufrufe, höre ich zu 95% Musik, die ich bei bestimmten Themen regelrecht brauche, damit die Gedanken richtig fließen und ich komplexe Problemstellungen lösen kann. Andere sollten vom Musikhören auf Youtube möglichst wenig mitbekommen, so dass ich im Großraumbüro darauf achte, dass andere Dateien geöffnet sind, wenn Sequenzen von Youtube über den Bildschirm flackern. Genau dieses Erlebnis hatte ich zuletzt, und zwar in einer prominenten Form. Gerne höre ich in Youtube die Scorpions, insbesondere Live-Konzerte, die mich mit ihrem Sound zum Mitsingen mitreißen. Die Musik hievt mich auf höhere Ebenen, so dass ich Problemstellungen einiges effizienter lösen kann. Genau in einem solchen Modus befand ich mich, als ich unseren Abteilungsleiter nicht bemerkte, der sich zwischen unseren Büroarbeitsplätzen in unserem Großraumbüro bewegte. Irgendwie schritt er an meinem Büroarbeitsplatz vorbei, und irgendwie musste er auf meinen Bildschirm das Live-Konzert des Scorpions geschaut haben. Der Sänger Klaus Meine, der Gitarrist Rudolf Schenker oder das wirbelnde Schlagzeug von Kottak schienen ihm nicht entgangen zu sein. Augenblicklich hatte ich die Scorpions weggeklickt, und dennoch bewegte sich unser Abteilungsleiter zurück. „Zeige noch mal“ meinte mein Abteilungsleiter und bewog mich, die Zurück-Funktion anzuklicken. Das tat ich gerne. Klaus Meine, Rudolf Schenker und Co. waren in voller Aktion, was er wohlwollend zur Kenntnis nahm. In den 1980er Jahren habe er die Scorpions Live erlebt – und sie schätzen gelernt, das erzählte er mir. Wir lagen auf einer kompletten Wellenlänge, das stellten wir fest, und wir hätten uns verbünden können. Ich registrierte, dass es auf solch einem liberalen Arbeitsplatz in beiderseitigem Interesse war, ein optimales Ergebnis zu erzielen. Der Arbeitgeber ließ es zu, dass die Scorpions eine Art von gemeinschaftlichem Verständnis bildeten. Man war liberal und gestand seinen Mitarbeitern einiges zu, wenn sich dies dementsprechend auf die Arbeitsergebnisse auswirkte.

27. September 2019

Typische Wesenszüge eines Rheinländers ? Auf dem Alten Markt in Köln treten diese Wesenszüge deutlich hervor. An der Hausnummer 24, einer blassgrau verkachelten Hausfassade inmitten stolzer Bürgerhäuser, muss man mächtig in die Höhe schauen, um die klare Ansage zu erkennen, was der Kölner von den Dingen hält. Ein schütter bebartes Kerlchen hockt freihändig in luftiger Höhe, mit herunter gezogener Hose und streckt sein Hinterteil aus. Bereits im Mittelalter nannte man diese Artgenossen „Kallendresser“, weil sie ihre Notdurft in der Dachrinne verrichteten. Fünf solcher Exemplare fanden sich seit dem Mittelalter am Kölner Rathausturm wieder, wobei diese im Verlauf der Jahrhunderte entweder verloren gingen oder durch Kriegseinwirkung zerstört wurden. Da die Kölner Bevölkerung diesen Wesenszug aus stadthistorischer Sicht für typisch hielt, erweckte man eine solche Skulptur zu neuem Leben. Viele zerstörte Häuser wurden auf dem Alten Markt in der Nachkriegszeit wieder aufgebaut, und der renommierte Künstler Ewald Mataré schuf an der Fassade der Hausnummer 24 eine neue Skulptur, die man heutzutage bestaunen kann. Obschon der historische Ursprung nicht geklärt ist, ist sich die herrschende Meinung einig in der Interpretation. Der Kallendresser hat seinen Standort auf dem Alten Markt genau gegenüber dem Rathaus, und was die Bevölkerung davon hält, was die Stadt und die öffentliche Verwaltung so umtreibt, ist mehr als suspekt. Genervt von unsinnigen Vorschriften, Bauskandalen und Klüngel in der Stadtpolitik, stehen die Kölner dem oftmals ohnmächtig gegenüber. Ohne etwas ändern und bewegen zu können, sprechen sie in aller Deutlichkeit aus, was sie von den Dingen halten. Der Allerwerteste als vernichtendes Urteil über Dummheit, Fehleinschätzungen und Dilettantismus in der Stadtpolitik.

28. September 2019

Der Abschied zog sich in die Länge, die vierte Zugabe war in der Dortmunder Westfalenhalle vorüber, das Stück „Lieblingslied“ hatte den Höhepunkt des Konzerts gekrönt, und es kostete den beiden Lochner-Zwillingen Überwindung, nach ihrem aller-aller-letzten Stück von der Bühne zu treten. Was bei Bühnenstars selten geschieht, schritten die Lochis mitten durchs Publikum, die Masse knubbelte sich mit ihrem Erscheinen und ich musste aufpassen, dass ich unsere Tochter nicht aus den Augen verlor. Mit dem Namen ihrer Abschlusstour „Kapitel X“ würde es weitergehen, das hatten sie auf der Bühne versprochen. Ein neues Kapitel X würden sie aufschlagen, neue Projekte würden sie in Angriff nehmen. Aber welche Projekte es sein würden und was in der Zukunft genau machen würden, das ließen sie offen. Felsenhaft und unumstößlich stand hingegen die Tatsache, dass dies ihr letztes Konzert sein würde. Und das heutige Konzert in Dortmund war das allerletzte Konzert ihrer Abschlusstour durch sieben Städte. Nachdem die beiden Zwillings-Stars auf die Bühne zurück gekehrt waren, verlief der Abschied in Trippel-Schritten, in gegenseitigen Umarmungen, in Jubelstürmen und sicherlich auch mit so mancher Träne. Zuvor hatten sie in dem Konzert ein letztes Mal gezeigt, was sie so drauf haben und wie sie all die Teenager und auch Eltern und Erwachsene begeistern können. In ihren Sound hatte ich mich hinein gehört, und ihre Musik war nicht ausschließlich etwas für kreischende bis schreiende Teenager, die in- und auswendig viele Stück mitsingen konnten. Dabei war unsere Tochter so richtig in ihrem Element, sie hatte fleißig mitgesungen, ihre Hände waren in der Höhe und hatten mitgeklatscht. Sie war hingerissen und wie verzaubert. Nun der Abschied auf der Bühne. Es war ein Vor und Zurück, ein Hin und Her, wie sich die beiden zur hinteren Wand der Bühne bewegten. Wahrscheinlich hätten sie noch stundenlang auf demselben Fleck, indem sie ihren Fans zuwinkten, vor ihrem Verschwinden verharren können. Sichtlich suchten sie den Moment in die Länge zu dehnen, doch dann war alles aus und vorbei. Sie schritten ins Dunkle, das sie mit ihrem neuen Kapitel X erhellen würde. Über zwei Stunden eines beeindruckenden Konzertes war vorbei. Und ich teilte die Überzeugung, dass die beiden Lochner-Zwillinge nach acht Jahren Musik – mit 12 hatte ihre Karriere auf Youtube begonnen – in ihrem Leben noch viele Projekte auf die Beine stellen würden.

29. September 2019

Am frühen Morgen war es spät geworden, das Lochis-Konzert hatte in den Ohren noch nachgeschwungen. Die Rückfahrt vom Dortmunder Hauptbahnhof war nach Plan verlaufen, der Intercity war um 22:40 Uhr pünktlich, am Kölner Hauptbahnhof stiegen wir in die S-Bahn um, und am S-Bahnhof Porz-Wahn nahmen wir so ungefähr den letzten Bus um 0:35 Uhr, bis wir ziemlich genau um 1:00 Uhr zu Hause eintrödelten. Bleischwer, kam ich am nächsten Morgen nicht aus dem Bett, nachdem ich mir am frühen Morgen noch ein kühles Bier und einen leckeren Rotwein genehmigt hatte und vor dem Fernseher eingeschlafen war. Um 10 Uhr waren wir mit einem Freund verabredet, der uns beim Wegräumen der Möbel im Haus des verstorbenen Schwiegervaters helfen wollte. Da ich erst gegen 9.15 Uhr aus dem Bett kroch, verschoben wir den Termin um eine Stunde. Danach wurden wir endlich tätig. Vieles bekamen wir weggeräumt, den Buffetschrank in der Essecke, einen Hochschrank aus der Küche, die Garderobe aus dem Flur, einen Spiegel- und zwei Beistellschränke aus dem Wohnzimmer. Den größten Kraftakt mussten wir im alten Kinderzimmer meiner Frau bewältigen. Die Couch über die Treppenhäuser in den Keller zu stemmen, war noch zu schaffen. Kapitulieren musste ich hingegen vor der Marmorplatte, die den Wohnzimmertisch bedeckte. Sie war so schwer, dass ich es als aussichtslos betrachtete, sie mit unserem Freund quer durch das Haus über zwei Treppenhäuser in den Keller zu tragen. Als Möbelpacker mit Kräften eines Herkules ausgestattet, nahm er sie kurzerhand alleine. Im Flur im Erdgeschoss stellte er sie ab, um Luft zu holen, und dann hievte er sie aus Leibeskräften in den Keller hinunter. Der Kellerraum hat sich nun gut gefüllt, nicht nur mit einigen Möbeln aus verschiedenen Räumen im Haus, sondern auch mit vielerlei Hausrat aus dem ganzen Haus, den meine Frau gut in Umzugskartons verstaut hat. Hier wartet die nächste Herkules-Aufgabe auf aus: all diese Masse von Hausrat einer sinnvollen Verwertung zuzuführen und ihn nicht bis in alle Ewigkeit herum stehen zu lassen.

30. September 2019

Eine unheilvolle Überraschung mit einer Wendung, die wir so nicht vermutet hatten. Zum Amtsgericht waren wir geladen worden. Dort teilte uns das Betreuungsgericht mit dem anwesenden Ergänzungsbetreuer, einem Rechtsanwalt, mit, dass wir die Planungen in unserer gewünschten Form nicht umsetzen können. Dies liegt am Gesetzgeber, der eine Miteigentümerschaft von geistig Behinderten in Form einer Erbengemeinschaft nicht vorsieht, da der Rahmen der beschränkten Geschäftsfähigkeit überschritten wird. Bei unseren umfangreichen Investitionen, die in einen sechsstelligen Euro-Betrag gehen, ist dieser Rahmen bei weitem überschritten. Demnach verbleiben nur die beiden Varianten der Auszahlung an den Schwager oder des Verkaufs der Immobilie. Zur Wertermittlung müssen wir noch ein Gutachten eines öffentlich bestellten Gutachters einholen, was uns besonders ärgert, da wir bereits ein Gutachten der Sparkasse eingeholt hatten. Dieses Gutachten müssen wir bezahlen. Da die zweite Variante praktisch ausscheidet, müssen wir also das Gutachten einholen und mit der Bank über die Aufstockung des Darlehensbetrages reden. Rechtlich kennen wir uns nicht in allen Verästelungen aus, insgesamt halten wir die Begründung über die beschränkte Geschäftsfähigkeit aber für nachvollziehbar. Das war heute eine bittere Pille, die wir schlucken mussten. Wenn man mit Behörden zu tun hat, muss man mit schlimmsten Szenarien rechnen.

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