Gebrauchsanweisung für diesen Blog
Um die Aktivitäten in den Bereichen Philosophie, Literatur, Geschichte auf eine Grundlage zu stellen, habe ich diesen Blog konzipiert. Vorgänger dafür sind die Blog-Seiten als Rheinland-Blogger, wo ich in der Identität als Rheinland-Blogger Orte im Rheinland beschrieben habe, aber auch in Tagebuchform persönliche Geschehnisse festgehalten habe. Nunmehr, seitdem ich mich im Unruhestand befinde, möchte ich mich auf die Bereiche Philosophie, Literatur, Geschichte focussieren, dies basierend auf die eigenen Beobachtungen in der direkten oder auch etwas weiteren Umgebung. An den Formaten dieser drei Vorbilder möchte ich mich dabei orientieren. Erstes Vorbild: die Sendung „Street Philosophy“ der Autorin Ronja von Rönne, die von 2017 bis 2023 auf Arte gesendet worden war. Auf den Straßen Berlins hat sie auf den Straßen Berlins danach gesucht, ob etwa Ruhm und Anerkennung, Camus’ Existenzialismus oder vielleicht ziviler Ungehorsam die Leitgedanken für das eigene Leben sein könnten. Woran soll man sich halten ? Welchen Ideen soll man folgen? Dabei redet sie mit Menschen aus ihrem Bekannten- und Freundeskreis, sie spricht mit Experten über die wirklich wichtigen Fragen des Lebens. Zweites Vorbild: der Podcast von Markus Lanz und Richard David Precht. Während ich all die TV-Talksendungen von Markus Lanz weniger geschaut habe, habe ich die Bücher von Richard David Precht zeitweilig verschlungen. In der Schnittmengen dieser beiden Hochkaräter, deren Podcast einmal wöchentlich aufgelegt wird, diskutieren die beiden die heterogene Landschaft gesellschaftlich relevanter Themen. Sie reden über Fußball-EM und Klima, über Pessimismus und Zukunft, über Syrien und Trump, über Kafka und KI, über Vernunft und Unvernunft und so weiter, indem sie ihre Gedanken sezieren. Sie geben Orientierung, wie man sich eine eigene Meinung bilden kann. Drittes Vorbild: der Blog „het leven als voorlopige oplossing“ des belgischen Journalisten Pascal Cornet. In seinem Blog bespricht er Literatur, seine Vorbilder sieht er zum Beispiel in den Werken der Brüder Kasamarow von Dostojewski, Anna Karenina von Tolstoi, der Zauberberg von Thomas Mann, den Essays von Montaigne oder Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Proust. Ausgehend von dieser Literatur, beschreibt er seine Beobachtungen in der Umgebung von Brügge und verknüpft diese mit Fotografien, aus Alltagssituationen und Alltagsgegenständen leitet er Botschaften ab. Seitdem ich in den 1980er Jahren Fahrradurlaube quer durch Belgien gemacht habe, habe ich ein besonderes Verhältnis zu Belgien entwickelt. Antwerpen, Gent, Brügge sind hinreißende Städte, die Hügellandschaften von West- und Ostflandern faszinieren, die Dörfer und Städte im Mittelgebirge der Ardennen sind urig. In dem einen und anderen Beitrag werde ich versuchen, diesen Spleen für das Land von Cafés, Frittenbuden, Belfrieden und wunderschönen Marktplätzen herüber zu transportieren. Die Dreieinigkeit dieser drei Vorbilder möchte ich auf den Grundlagen der Philosophie konstruieren. Mein Verständnis der Philosophie ist eher laienhaft, mit großen Denkern der Aufklärung – wie Immanuel Kant – tue ich mich enorm schwer, große Philosophen von der Antike bis in die Gegenwart kann ich nicht herunterbeten, daher werde ich ab und an zu zwei großen Denkern des 20. Jahrhunderts zurück finden. Der eine ist Ernst Bloch (1885-1977), dessen Hauptwerk „das Prinzip Hoffnung“ mich immer wieder fasziniert. Genau daran herrscht ein Mangel in unserer Zeit, Utopien, der Glaube an Utopien, die Zuversicht, das Nach-vorne-schauen, kurzum: Hoffnung. Ernst Bloch bietet dazu eine wahnsinnige Vielfalt von Visionen und Träumen an, die eine Welt umgesetzt haben, die besser geworden ist. All diese Utopien sind keine Schimären, sondern reale Möglichkeiten, die im Fortschrittsdenken verankert sind und zum Wohl der Menschheit umgesetzt worden sind. Der andere ist Walter Benjamin (1892-1940), der Sprache und Bilder exzellent miteinander verknüpft. Walter Benjamin war Jude und floh nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nach Paris. Inspiriert durch diese Zeit, reflektierte Benjamin über alles, was ihm in der Stadt auffiel, insbesondere das augenscheinlich Nebensächliche, das Unbeachtete, das Kleine und das Schräge. Seine Sprache brachte Bilder und Formen zusammen: es war eine Ästhetik der kleinen Formen, seine Sprache bezeichnete nicht und legte nichts fest. Die konkrete Beobachtung ließ ein Allgemeines aufblitzen, so wie das allgemeine wieder in den Staub der Einzeldinge zerbröselte. In allem großen lebt das Kleine, in allem bleibenden das Vergängliche, in allem schönen das Häßliche, in allem Individuellen das gesellschaftliche und immer auch umgekehrt. Benjamin lebte in den Unumkehrbarkeiten und Unwiederholbarkeiten der Augenblicke. All diese Autoren, Konzepte und deren Ideen sollen eine gewisse Leitlinie in meinem Unruhestand darstellen. Ich freue mich darauf, die Tiefen und Untiefen dieses Denkens zu erkunden.
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